Dieses Mal spreche ich mit Ralf über seine Erfahrungen und was ihm geholfen hat sein Leben zu verändern. Wie sich seine Gefühle von Überforderung, Unsichtbarkeit und nicht dazu zu gehören schließlich aufgelöst haben oder es weiterhin tun. Auch spricht er davon, wie ein Dankbarkeitstagebuch ihm dabei geholfen hat, seinen Fokus zu verändern.
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Transkript
Martin: Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge des AB Podcast. Heute habe ich wieder einen Gast bei mir, und zwar den Ralf, der von seiner Geschichte erzählen wird, wie es ihm als absoluter Beginner in seinem Leben ergangen ist und was ihm geholfen hat, auch aus seiner Situation rauszukommen. Und ein paar Worte dazu wird uns erstmal noch Gee vorstellen.
Gee: Willkommen zu einer neuen Folge des AB-Podcasts. Heute ist Ralf bei uns zu Gast und er bringt eine bewegende Geschichte mit. Überforderung, das Gefühl von Unsichtbarkeit und die Angst vor Ablehnung haben lange Zeit sein Leben geprägt. Auch depressive Phasen gehörten dazu, bis hin zu Momenten, in denen er keinen Sinn mehr in seinem Leben gesehen hat. Doch Ralf hat einen Weg gefunden, sein Leben zu verändern, Schritt für Schritt. Der wichtigste Schlüssel war für ihn die Arbeit an seinem Selbstwert und die Entwicklung von Selbstliebe. Heute ist er ein anderer Mensch, glücklicher, zufriedener und bewusster im Umgang mit sich selbst. In unserem Gespräch geht es darum, wie es dazu kam, welche inneren Hürden er überwunden hat und welche Rolle Dankbarkeit dabei spielt, seinen Fokus neu auszurichten. Wir freuen uns sehr, dass er seine Erfahrungen mit uns teilt. Willkommen im Podcast, Ralf.
Ralf: Herzlich willkommen auch von meiner Seite. Ich bin der Ralf und bin sehr gespannt, was du mir jetzt für Fragen stellen willst, lieber Martin.
M: Es ist immer wieder interessant, einen weiteren AB oder in deinem Fall ja dann auch schon Ex-AB im Podcast zu haben. Interessant ist, vor allen Dingen so ein bisschen deine Lebensgeschichte nachzuzeichnen. Klar, am Anfang, wir wissen nicht, dass wir ABs werden. Wir merken nur irgendwann, dass das nicht so geklappt hat oder dass wir uns nicht so schnell in einer Beziehung wiederfinden, wie wir es uns vielleicht gerne wünschen würden. Wie war das für dich am Anfang? Also, ab wann hat es für dich angefangen, dass das Fehlen einer Beziehung tatsächlich zu einem Thema wurde? Also, ab wann hast du gemerkt, oh, ich suche jetzt nach einer Beziehung, aber irgendwie stellt sie sich noch nicht ein?
R: Das ist eine sehr interessante Frage, weil ich da glaube ich ein bisschen irgendwie ausholen muss, weil für mich Beziehung nicht mit der Partnerschaft beginnt, sondern wir sind ja auch in Beziehung mit anderen Menschen, sprich Freundschaften oder irgendetwas dergleichen. Und selbst das hatte ich nie. Ich war immer ein Einzelgänger-Mensch. Ich hatte nie wirklich Freunde, auch nicht irgendwie Feinde. Das war ja das Thema, was mich so begleitet hat, so mein Leben lang, was ja eben auch schon ein bisschen der Vorstellungsrunde eben zu Wort kam, also diese Unsichtbarkeit. Ja, bin nicht so wirklich klargekommen im Leben.
Dann halt irgendwann so mit, ich glaube, wenn es halt so anfängt mit 14, 15, 16, 17, wo man dann so in der Schule ist und die ersten Klassenkameraden oder sowas, die ersten Freundinnen haben oder Partnerinnen und man das so beobachtet. Und was man so halt mitbekommt in der Gesellschaft und dann auch später in der Arbeit, war mein Gefühl immer so, ja, wenn du mit 17, 18, 19, 20 noch keinen Sex hattest und keine Partnerin, dann stimmt irgendwas nicht mit dir. Das Gefühl hatte ich dann auch. Und natürlich hatte ich auch irgendwie Sehnsucht irgendwie, vor allem irgendwie gesehen zu werden und eine Partnerschaft, weil ich habe mich mein Leben lang einfach, war ich überfordert mit meinem Leben. Deswegen hat das lange Zeit eben nicht irgendwie geklappt.
M: Genau, dann lass uns vielleicht da erstmal noch ein bisschen so kucken, wie ist es dazu gekommen, was du sagst erstmal mit der Unsichtbarkeit. Du warst ja ganz normal in der Schule, aber du konntest irgendwie, also hast du oft Schulwechsel gehabt oder bist du tatsächlich durchgängig auf einer Schule gewesen und trotzdem irgendwie keine Klassenkameraden, mit denen du gemeinsame Interessen oder irgendwas geteilt hast. Hast du da irgendwie gemerkt, was vielleicht so rückblickend irgendwie nicht gepasst, warum du mit den Menschen dort keine Freundschaften ausbauen konntest oder sie mit dir nicht?
R: Ja, ich war tatsächlich nur auf einer Schule beziehungsweise auf zwei, also bis zur sechsten, bis zur Förderstufe und dann in der Gesamtschule auf einem Realschulzweig. Rückblickend betrachtet war es, ich habe einfach irgendwie keinen Zugang gefunden, keine Gemeinsamkeiten. Ich glaube, es lag auch viel daran, dass ich einfach irgendwie, ich weiß nicht, wie ich beschreiben soll, sehr frustriert einfach mein eigenes Leben war. Ich habe halt gemerkt, dass ich sehr schnell überfordert bin, irgendwie so mit allem. Ich würde mich auch als sehr tiefgründigen Menschen bezeichnen und deswegen hat mir so irgendwie gefehlt. Ich habe irgendwie sehr früh in der Kindheit schon irgendwie gemerkt, aufgrund meiner Vergangenheit, das kann ich jetzt nicht so genau sagen, woran das lag, müsste man tiefer einsteigen.
Weil irgendwie hat es mir so Tiefe, vielleicht war das da auch schon die Sehnsucht irgendwie nach gesehen werden, Liebe, das habe ich irgendwie nie so gespürt. Ich habe immer nur dieses Gefühl der Oberflächlichkeit irgendwie so gespürt. Mir war das alles irgendwie so zu oberflächlich, so irgendwelche Hobbys nachgehen und dann, ich weiß noch, dass ich immer so den Satz irgendwie im Kopf hatte, irgendwie so, oder diese Sinnfrage nach dem Leben. Und das hat mich irgendwie nie erfüllt, der Gedanke, irgendwie Frau, Haus, bis 60, 70 zu arbeiten, das war für mich nie ein erfüllender Gedanke. Ich habe mir immer gefragt, ja, irgendwie, wenn das das Leben sein soll, dann, ich habe mich auch immer wie so ein Außerirdischer gefühlt, dann bin ich hier irgendwie falsch geboren.
Deswegen, ich habe mich auch immer so falsch gefühlt, so fehl am Platz, als, keine Ahnung, wäre ich als Außerirdischer hier geboren. Also irgendwie muss da was schiefgelaufen sein, irgendwie hätte ich hier nicht geboren sein sollen, irgendwie ist da was schiefgelaufen. Das war immer so irgendwie mein Gefühl, mein Glaubenssatz. Deswegen war schon sehr früher Glaubenssatz in mir, dass ich gar keine Daseinsberechtigung habe, was natürlich dann eben zu vielen Sachen geführt hat, die nicht funktioniert haben, wie eine Beziehung oder Freundschaft. Weil, wenn ich das Gefühl habe, ich darf gar nicht existieren, was natürlich auch sehr einherging, eben, wie auch in der Vorstellung, mit eigentlich mein Leben lang, hatte ich mit Depressionen zu kämpfen, das war so, glaube ich, so der Hauptgrund.
M: Diese Gedanken, also die Vorstellung, eben Frau, Haus und 70 Arbeiten irgendwie, das war bei dir in Kindheit und Jugend schon so präsent, dass das irgendwie sozusagen Lebensentwürfe sind, mit denen du natürlich dann nicht so wirklich einverstanden gewesen bist?
R: Ja, richtig, also man kommt es ja so mit, ja auch die Freunde in der Schule so, überall so, wird das ja auch einem so vorgelebt, mich irgendwie nie, schon sehr, sehr früh, ich kann mich nicht erinnern, dass es irgendwie mal anders gewesen ist, also an meine frühesten Kindheitserinnerungen, an die ich mich erinnern kann, da war das schon immer so, dass mich das nie irgendwie befriedigt hat oder erfüllt, so irgendwie konnte ich damit nichts anfangen, ja.
M: Wir hatten im Vorgespräch auch darüber gesprochen, du bist ja nicht als Einzelkind aufgewachsen, sondern du hattest direkt mehrere Geschwister, also sogar vier Brüder, mit denen du aufgewachsen bist. Bist du der Jüngste gewesen oder sozusagen von welchem Platz bei fünf Brüdern hast du da gehabt dann?
R: Genau, ich war der zweitälteste. Ich glaube, da sind so die, ich weiß nicht genau wann, aber rückblickend, da kommen wir ja später noch zu, aber ich habe viel an mir selbst gearbeitet, viele Seminare besucht, wo ich jetzt sagen würde, rückblickend, ich habe immer so diese Zahl, so drei, also dass ich wohl irgendwie so drei gewesen sein muss, dass da irgendwas irgendwie passiert ist, wo ich dann Muster von meiner Mutter gespürt habe, der Überforderung und Depressionen, weil ich weiß, dass meine Mutter auch im Nachgang jetzt rückblickend, dass meine Mutter eben sehr viel mit Depressionen und Überforderungen zu tun hatte, schon mit zwei Kindern und dann halt eben noch ein drittes, ein viertes und fünftes und wir haben alle, sind wir nur ein bis zwei Jahre Unterschied gekommen.
Das heißt, meine Mutter war ja auch mehr oder weniger dann irgendwie fast dauerschwanger und ich habe das irgendwie sehr gespürt und dann habe ich, das ist auch so mein Glaubenssatz, der mich durch mein Leben begleitet hat irgendwie, dass ich mich für die Familie sozusagen geopfert habe und deswegen vielleicht auch dieses Gefühl hatte, nicht da sein zu dürfen oder zu viel zu sein. Das war immer so dieses Gefühl, was ich hatte und ich wollte halt einfach, so erkläre ich mir das heute rückblickend, aus Liebe zu meiner Mutter wollte ich mich quasi opfern, dass meine Mutter eben sich um ein Kind weniger zu kümmern hat.
M: Ich finde es sehr interessant, dass diese Geschichte, also es ist ja auch so, dass angenommen wird, dass Kinder relativ stark von ihren Eltern bestimmte Aufgaben oder Dinge dann übernehmen. Das eine ist sozusagen die Parallele mit so Depressionen, das heißt, dass man dafür irgendwie letztlich etwas, was man vorgelegt bekommt, dann auch selber übernimmt. Und dann noch das andere, was noch stärker ist, wenn du ja eben der zweitälteste warst, sozusagen sowohl dich selber, sozusagen um die Überforderung der Mutter irgendwie zu reduzieren, selber unsichtbar zu werden. Also sozusagen, das ist ja immer, wir fühlen uns unsichtbar, aber es ist eben, das Kind damals trifft diese Entscheidung zu sagen, ich möchte Mutti helfen, sie entlasten und dafür mache ich mich unsichtbar.
Das kriegen wir aber später nicht aufgelöst, weil wir gar nicht verstehen, warum wir uns in dieser oder jener Form verhalten. Bin ich gespannt, vielleicht kamen wir da nachher noch, wenn wir dann auf deine sozusagen Schritte zur Lösung deiner Thematiken gehen, inwieweit da noch solche Resonanzsachen dann auch entstanden sind, um das zu merken. Ah, Moment, das ist nicht etwas, was mir passiert ist, das habe ich mir damals unbewusst leider sozusagen einprogrammiert, zu sagen, ich möchte, dass das so ist. Ich möchte aus einer Hilfestellung heraus und aus der Notwendigkeit, dass das irgendwie alles funktioniert. Weil das ist ja auch, wenn du gerade sagst, mit drei Jahren, Kinder sind ja sehr, dass sie alles auf sich selbst beziehen, weil sie können sich das noch nicht abgrenzen und denken, alles, was in der Familie passiert, dafür sind sie verantwortlich, weil sie sind die Ursache dafür.
Dann fangen wir an, solche Programme in uns zu installieren. Und ich denke auch, das Übernehmen letztlich dann die Verantwortung für Geschwister ist sicherlich auch eine Rolle, zu sagen, okay, irgendwie mit den Brüdern dann umzugehen und die, ja wahrscheinlich dann selber, du kannst in dem Alter noch nicht wirklich für die Geschwister sorgen. Und dann natürlich auch eine Überforderung, die mit dem, du möchtest etwas tun, aber du merkst, das funktioniert so gar nicht. Das ist ja noch nicht deine Zuständigkeit. Du bist nicht dafür da, um Kinder jetzt zu erziehen oder eben zu betreuen, sondern eigentlich bist du selber Kind. Das ist ja auch so ein Thema, was bei manchen Menschen vielleicht passiert, wenn sie sozusagen zu früh in ein erwachsene Aufgaben herein, ja stolpern, ohne eigentlich dafür vorbereitet zu sein. Also da bin ich sehr gespannt.
Genau, dann lass uns nochmal so ein bisschen zum Ende der Schulzeit schauen, wie sich das dann eben entwickelt hat, zu sagen, okay, du hast Schwierigkeiten gehabt, mit den Menschen dort eine Verbindung aufzubauen. Und dann sicherlich eben auch schon die Sehnsucht, eigentlich das, was du mit tiefer Verbindung beschreibst, ist wahrscheinlich einfach auch das generelle Fehlen des Resonanzraums mit anderen. Weil wenn du sozusagen unsichtbar bist, dann findet halt die Resonanz nicht statt. Das heißt, du wirst in den anderen nicht gespiegelt und die Selbsterfahrung fehlt, sich in den anderen zu erleben.
Wer bin ich eigentlich? Und diese große Frage dann, Sinnfrage kommt natürlich dann sozusagen, ist fast das gleiche Muster zu sagen, ich weiß nicht, was der Sinn meines Lebens ist, weil ich weiß noch gar nicht, wer ich bin. Wie ging das dann weiter? Also so nach der Schule, wie ist das dann für dich gewesen? Diese, hat die Suche nach Beziehungen Priorität gehabt oder hast du dich dann erstmal in andere Themen gestürzt, zu sagen, ich muss jetzt trotzdem erstmal irgendwie mein Leben in welcher Form auch immer auf die Reihe bekommen? Ich glaube mit Ausbildung oder sowas, was du dann probiert hast oder wie es dann weitergegangen ist. Was hast du dann gemacht, also nachdem so die Schule zu Ende gegangen ist?
R: Ja genau, ich wusste nicht weiter und aber das Leben geht ja trotzdem weiter und ich wusste auch nicht, was ich wirklich machen soll. Ich habe irgendwie zum Ende des Schuljahres hatte ich einen Stiefvater, der mir ein bisschen dann geholfen hat bei der Schule. Mein Vater ist gestorben, als ich zwölf war. Das war natürlich auch nochmal was sehr Überforderndes für meine Mutter, alleinerziehend dann auch noch mit fünf Kindern. Und mein Stiefvater dann später irgendwann kam, ein paar Jahre später war Alkoholiker, war auch nicht sehr einfach. Ich habe dann irgendwann, ich wusste nicht, was ich machen soll nach der Schule und waren in manchen Fächern ganz gut, Mathe oder Chemie. Und dann habe ich einfach überlegt, okay, im Chemiebereich, das war eigentlich so die Frage nur, wo kann ich möglichst schnell, möglichst viel Geld verdienen? Und dann habe ich gesagt, ja, im Chemie-Sektor verdient man ja ganz gut Geld. Habe mich dann beworben, wurde dann genommen als Chemielaborant, war dann aber auch da wieder die Erfahrung gemacht.
Ich war relativ schnell sehr überfordert, weil ich nie wirklich gelernt hatte. Entweder hatte ich gute Noten, weil ich gut in den Fächern war oder ich hatte sie halt nicht. Ich hatte auch nie wirklich Spaß am Lernen. Und da war ich dann relativ schnell überfordert, weil wenn du da nicht lernst, dann kommst du irgendwann nicht mehr mit. Dann bin ich da wieder nach sechs Wochen ausgeschieden, einvernehmlich, und habe dann nur noch gedacht, okay, ich will irgendeine Ausbildung machen, die möglich ist, die ich auch schaffen kann. Und deswegen habe ich eigentlich eher so nach der einfachsten Ausbildung gesucht, die möglichst einfach ist. Und da ich in Frankfurt wohne, am Flughafen, kam dann so aus dem Umfeld von meiner Mutter, warum nicht irgendwas am Flughafen machen und dann im Lager, weil ich wollte dann irgendwas machen, wo man nicht nachdenken muss, wo ich sozusagen nicht scheitern kann, weil die Chance zu scheitern relativ gering ist. Und dann bin ich so dieses Arbeitsbuch durchgegangen, was es so für Berufe gibt. Und da war dann eben Lagerlogistik. Und ich wusste gar nicht, dass es dafür eine Ausbildung gibt, weil da gibt es ja auch viele Quereinsteiger. Und da habe ich gedacht, okay, wenn es dafür eine Ausbildung gibt, da gibt es viele, die arbeiten da ohne Ausbildung. Wenn ich eine Ausbildung schaffe, dann die. Und ja, das war dann auch die Ausbildung, die ich gemacht habe und habe dann mich sehr an die Arbeit sozusagen gestürzt.
Habe in meinem Leben einfach viel mit Ablenkungen verbracht. Ich habe viel im Internet einfach gesurft und mir irgendwelche Videos auf YouTube angeschaut. Und dann kam aber so die Phase so, ich glaube, das war auch schon in der Ausbildung, dass ich gemerkt habe, okay, irgendwie komme ich so nicht weiter. Ich muss irgendwie etwas ändern. Und da ich aber dieses Gefühl hatte, dass ich ja, wie du gesagt hast, nicht gespiegelt werde oder nicht in Verbindung komme, war das für mich natürlich schwierig. Aber ich habe es dann einfach probiert irgendwie. Ich habe gesagt, ich muss jetzt versuchen, irgendwie mich in die Gesellschaft zu integrieren. Habe mich dann einfach auch eingelassen, auf damals Menschen. Ich weiß gar nicht mehr, ich bin gerade am überlegen, ich weiß gar nicht mehr, wie es wirklich der Erstkontakt war. Auf jeden Fall hat ich dann mit Menschen zu tun, die mit Drogen zu tun hatten.
Und ach genau, ich glaube, das war, da kommen wir vielleicht noch dazu, dann war dann irgendwann Anfang 20, Mitte 20, so, ah, okay, jetzt habe ich immer noch keinen Sex. Und irgendwie, wenn ich jetzt auch noch nicht mitreden kann bei dem Thema Sex und mich in die Gesellschaft integrieren will, dann wird es für mich noch peinlicher. Deswegen habe ich gesagt, okay, ich muss jetzt erst mal dieses Thema irgendwie lösen. Ich hatte dann irgendeinen Freund, der auch irgendwie gekifft hatte. Und der, da war eine Frau dabei und die war relativ aufgeschlossen. Mit der hatte ich dann auch mein erstes Mal. Aber dann waren wir zwar offiziell zusammen. Ich glaube, ein paar Monate, hatten uns aber nie wieder gesehen. Irgendwie nur ein paar Mal telefoniert oder sowas. Und dann habe ich angefangen, zu Prostituierten zu gehen. Und tatsächlich, interessanterweise auch im Rückblick, hatte ich oftmals gar keinen Sex, sondern wollte einfach nur gesehen werden und habe erzählt, also ich hätte eigentlich eher, ja einen Therapeuten gebraucht oder sowas. Das wurde dann auch ausgenutzt, wie so diese Klischees, die man vielleicht hört von Prostituierten, die dann auch gekifft haben. Und das war für mich dann irgendwie Abenteuer. Da habe ich mich dann eingelassen, habe mich mit ein paar privat getroffen.
Genau, ich glaube, so kam ich dann eben mit Menschen zusammen, die mit Drogen zu tun haben, wo ich gesehen habe, ah, die Menschen sind eigentlich ganz nett. Das ist nicht das, was ich irgendwie will. Aber irgendwie alleine hat es auch nicht geklappt. So, dann probiere es halt mit falschen Freunden als mit gar keinen Freunden. Das hat aber ein paar Jahre geklappt. Und dann habe ich aber auch meinen Führerschein verloren, weil ich dann immer den Fahrer spielen durfte, weil ich der Einzige war, der einen Führerschein hatte. Und dann habe ich ja meinen Führerschein gebraucht und wollte den auch haben. Dann habe ich die MPU gemacht, die medizinische Untersuchung. Und da fängst du ja an zu reflektieren, okay, warum hast du denn Drogen genommen und so weiter. Und da bin ich dann wieder drauf gestoßen, ah, okay, es ist letztendlich eine Ablenkung. Das ist eigentlich auch nicht das, was ich will. Ich habe da dann, glaube ich, auch meine erste Therapie angefangen. Ich stand dann aber wieder an dem Punkt, wo ich gemerkt habe, ja, und jetzt, was mache ich jetzt? Also alleine hat es nicht geklappt, mit Menschen auch nicht.
M: Lass uns vielleicht noch mal kurz sortieren, weil du hast jetzt schon mehrere Sprünge sozusagen gehabt. Also du bist nach der Schule in die Ausbildung gegangen, also beziehungsweise dann in die zweite Ausbildung, wo dann die Gefahr des Überforderns durch Lernaufgaben sozusagen nicht bestand. Das heißt, aber da bist du ja erst mal dann angekommen. Das heißt, die Ausbildung hattest du dann gemacht und im Lager gearbeitet. Das heißt, du hast auch da zumindest genug Geld verdient, dass du überhaupt dann sozusagen das Geld aufbringen konntest. Also gut, der eine Schritt war noch, über die Freundin des Freundes so ein bisschen das erste Mal dann irgendwie zu haben. Sagen wir jetzt mal irgendwo Mitte 20. Aber sozusagen noch nicht wirklich eine längere Beziehung. Aber zumindest den Vorgeschmack auf Sex, der dir gut genug gefallen hat, um zu sagen, das möchte ich öfter haben, wurde dann eben dann über die Prostitution, wie du dir ja sozusagen diese Möglichkeit verschafft hast.
Und da aber noch dann sozusagen in Kombination mit der Drogenszene. Ich hat jetzt so ein bisschen rausgehört, es ging vor allen Dingen um Kiffen. Also eigentlich ja etwas, was so heute gerade so auf dem Weg der Legalisierung ist. Aber trotzdem, dass dort, wenn du auch von Außennutzen sprichst, also ich glaube, das Ausnutzen war vor allen Dingen auf der finanziellen Ebene oder ging es auch um, letztlich gibt es ja noch andere Ebenen, emotional oder dass du eben als Fahrer sozusagen immer ausgenutzt wurdest. Dass die anderen, die halt dann keinen Führerstein hatten, dich dann als günstige Fahrgelegenheit irgendwie benutzt haben. Vielleicht noch ein, zwei Überlegungen dazu, dieses Thema falsche Freunde. Also wie ist dir das dann aufgefallen? Weil das eine ist, man hat erstmal zusammen Spaß, unternimmt zusammen, aber ab irgendwann ist ja dann der Punkt, wo es dann in eine Schieflage kommt. Also wo du merkst, Versprechen wäre nicht gehalten oder die sind nicht für mich da, wenn ich sie mal brauche, aber ich soll ständig aktiv sein. Also vielleicht da noch ein bisschen, was waren so die Aspekte, die sozusagen, diese falschen Freunde, also wo dir das bewusster geworden ist oder was war da passiert?
R: Ich habe das ja schon immer irgendwie schon gespürt so und hatte schon immer das Gefühl, ne, weil ich halt immer gefahren bin und so weiter. Da habe ich das schon immer so ein bisschen gespürt. Es gab aber tatsächlich ein prägendes Erlebnis, wo ich es dann wirklich gespürt habe, war dann tatsächlich mein Geburtstag irgendwann, wo es dann hieß, da gab es irgendwie so ein Festival, da können wir ja zusammen hingehen und ich habe dann die Leute alle eingeladen und die haben auch alle zugesagt so und letztendlich, ich weiß nicht mehr, ob sie wenigstens abgesagt haben kurz vorher oder einfach, ja, ich glaube, die haben alle kurz vorher abgesagt. Wir hatten dann schon keinen Kontakt mehr. So genau weiß ich das nicht mehr, aber auf jeden Fall weiß ich, dass ich da gemerkt habe, ah, okay, es ist denen nicht so wichtig.
Genau, das war nämlich, da kann ich mich noch daran erinnern, weil ich dann das erste Mal sozusagen, wenn mein Geburtstag, also ich habe meinen Geburtstag bis dato sowieso noch nie gefeiert, weil ich mir noch nie was aus meinem Geburtstag gemacht habe. Aber ich bin dann, weil ich schon immer mal nach Paris wollte, dann habe ich gesagt, okay, wenn jetzt keiner irgendwie mit mir feiern will, dann feiere ich halt selbst oder mache ich mir einen schönen Tag und bin dann in einer spontanen Aktion und mache mir selbst ein Geschenk zum Geburtstag und fahre jetzt mal nach Paris. Genau, weil ich hatte Französisch in der Schule und fand das irgendwie schön, so das Mal so aus den Büchern so in echt zu sehen, in live. Und dann hat meine Mutter noch gesagt, ja, dann frag doch deinen Bruder. Habe ich dann auch gemacht? Und der war tatsächlich auch so spontan jetzt mitgegangen. Dann bin ich mit meinem Bruder das Wochenende nach Paris gefahren. Das war dann ein sehr schönes Wochenende. Das war wirklich so das Erlebnis, wo ich mir, ah, okay, es ist keiner da. Und hat das quasi nochmal bestätigt quasi, was ich vorher schon gespürt habe.
M: Genau, das war dann sozusagen der aktive Bruch, mit denen sozusagen die Zeit, mit den falschen Freunden zu merken, sich da was anderes zu suchen. Und das heißt, da ging dann ein neuer Wechsel los. Oder dann hat sich wieder etwas, dass sich sozusagen die Prioritäten in deinem Leben so weit verändert haben, dass du neue Wege versucht hast zu beschreiten. Also dann ging wahrscheinlich eine neue Suche oder eine neue Fragestellung los.
R: Ja, genau. Also ich habe auch noch gemerkt, dazu, als ich ja dann meinen Führerschein verloren hatte, dann hat sich natürlich auch keiner mehr gemeldet. Also es gab dann schon mehrere Situationen, wo es einfach klar war, was ich eh schon gespürt habe. Dann war erst mal wieder lange Zeit Depressionen irgendwie angezeigt. Also die hat sich sowieso, die war mal stärker, mal weniger stark. Aber dann wurde sie halt eben wieder stärker, weil ich dann wieder so das Gefühl hatte, noch mehr eigentlich denn je. Was mache ich hier? Weil alleine komme ich nicht klar und werde nicht wirklich glücklich. Und jetzt habe ich sogar versucht, mich zu integrieren in die Gesellschaft, aber es hat auch nicht funktioniert. und was mache ich jetzt?
Und dann war ich halt eine Zeit lang wieder einfach in der Depression und habe halt versucht, irgendwie mich abzulenken. Bis es so schlimm wurde, dass ich mir tatsächlich die Frage gestellt habe. Ich kann mich noch sehr genau erinnern, das war ein sehr prägendes irgendwie Erlebnis, wo ich mir wirklich die Frage gestellt habe, was passiert, wenn ich mich vor den Zug schmeiße? Das war auch so wirklich sehr klar die Vorstellung. Was würde sich verändern in der Welt? und wer würde zu meiner Beerdigung kommen? Und was würde dann passieren? Und dann konnte ich die Fragen antworten. Ja, meine Familie würde zwar zur Beerdigungen gehen, aber irgendwann geht das Leben halt ganz normal weiter. Und ich hatte halt nie so das Gefühl, dass ich irgendwie einen Unterschied mache.
Aber irgendwie war noch so ein Funke, irgendwie in mir Leben oder schlechtes Gewissen oder Angst, irgendwie einen Fehler zu machen. Das ist auch so ein Muster von mir, ja, was in dem Fall vielleicht sogar hilfreich war, der mir gesagt hat, vielleicht hast du noch nicht alles ausprobiert irgendwie. Dann habe ich irgendwie so einen Gedanke gehabt, wo ich mir sage, okay, dann habe ich irgendwie so einen Pakt mit mir selber geschlossen oder mit Gott oder wie man es immer nennen will. Weil ich sage, wenn es eine höhere Kraft gibt oder Gott gibt, dann beweise ich dir jetzt, dass ich alles probiere. In der Gewissheit war ich ja damals noch, dass mir nichts hilft, aber dass ich nichts unversucht gelassen habe und so, ne. Das war für mich so eigentlich so der letzte Schluss so, um sozusagen mit einem guten Gefühl abdanken zu können, weil ich eben alles probiert habe.
Dann habe ich angefangen, mich eben für Dinge zu öffnen. Das heißt, ich habe angefangen, sehr viele Bücher zu lesen über Psychologie und eben, wie wir ja auch im Vorgespräch schon hatten, eben auf Seminare zu gehen. Habe ich dafür geöffnet und da hatte ich dann wirklich auch mein Schlüsselerlebnis auf einem Seminar von NLP, also Neurolinguistisches Programmieren, wo ich mich zum ersten Mal gesehen gefühlt habe. Ich kann mich auch genau erinnern, das war nämlich eine Übung, wo wir auf Fantasiesprache uns unterhalten sollten, wo es dann wirklich gar nicht um den Inhalt ging, sondern wirklich ums Gefühl. Und ich habe gesehen, okay, es gibt Menschen, die passen zu mir, es gibt Menschen, die wollen auch mehr vom Leben und die sind auf der Suche nach mehr Tiefe. Dann hatte ich erst mal so einen Lichtblick, dass es vielleicht doch Menschen gibt, die zu mir passen könnten. Das war so dann der Wendepunkt.
M: Also gerade die Geschichte interessiert mich noch ein bisschen mehr, was genau, weil wenn du jetzt sagst, das war eine Übung mit Fantasiesprache, also es ging wahrscheinlich darum, Emotionen auszudrücken, einfach vom Stimmklang her, ohne dass man inhaltlich tatsächlich mit der Sprache arbeitet.
R: Genau.
M: Wie genau ging das in Resonanz, dass du sagst, da hast du dich gesehen gefühlt? Das kann ich sozusagen noch nicht so ganz greifen, vielleicht kannst du da noch irgendwie genauer sagen, wie ist diese Übung in der Lage gewesen, sozusagen dir das Gefühl zu geben, dass du gesehen wirst?
R: Genau, du hast es ja schon eigentlich angesprochen, ja, es geht letztendlich um Übertragung von Emotionen. Ich glaube, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau, aber ich meine mich zu erinnern, dass es wohl auch in der Übung irgendwie darum ging, irgendwie dem anderen Liebe zu schenken oder zu schicken und eben dadurch, dass wir uns auch in die Augen geschaut haben, ich glaube, das war so ein bisschen auch der Fokus, das heißt, wir haben dann eben, wie man ja auch schon sagt, über die Augen sind das Tor zur Seele, dieser Seelenblick, da habe ich halt einfach irgendwas gespürt von Seele zu Seele oder dass da irgendwas rüberkommt, was eben nichts mit Worten zu tun hat. Also wir könnten das wahrscheinlich auch still machen, einfach indem wir uns in die Augen schauen und dadurch eben Gefühle übertragen. Ich habe dann einfach gemerkt, ja, ich muss nichts leisten, ich muss nichts tun, ich darf einfach sein und bin gut, so wie ich bin. Ich glaube, das war so dieses Gefühl, was ich da erleben durfte, was ich vorher so im Leben noch nie gefühlt habe.
M: Genau, das kann ich auch aus Seminaren, die ich besucht habe, sehr gut dann nachvollziehen, weil es gibt tatsächlich Übungen, also verschiedene, die halt sehr auf diesen Augenkontakt basieren und wo es darum geht, sich verbunden zu fühlen, sich auf eine Verbindung einzulassen. Das heißt, das eine ist, sich selber zu öffnen und zu sagen, ich bin hier, ich zeige mich. Das ist ja auch wichtig, wenn ich unsichtbar bin, ist die Entscheidung, mich zu zeigen und plötzlich jemanden reinzulassen, um dann diese Resonanz zu erfahren. Das heißt, ich gehe in die Augen des Anderen und der Andere geht in meine Augen. Also da kann ich dann sehr gut nachvollziehen, was du meinst, dass du dich dann das erste Mal gesehen, gefühlt hast, weil genau, du warst plötzlich anwesend, deine Augen aufgemacht, der Andere auch und das sind sehr, sehr schöne Momente, wenn man solche Gelegenheiten hat, das wirklich zu erleben, gerade wenn es vorher noch nie einfach im Leben irgendwie keinen Platz hatte oder keine Gelegenheit, dass man einem Menschen einfach mal in Ruhe begegnet und es wirklich so wenig Worte braucht und man einfach merkt, hey, man kommt einfach plötzlich an, man kommt zur Ruhe, man ist nicht alleine, man fühlt sich verbunden.
Ja, kann ich sehr gut nachvollziehen dann. Du hast dann danach auch, nachdem das sozusagen im Rahmen von NLP ist, auch so die erste Stufe der Ausbildung gemacht mit dem Practitioner, hat dich das direkt dann weitergebracht oder hast du dann noch, weil du hattest vorhin auch bei der MPU, hattest du ja das erste Mal schon Kontakt mit Rückfragen und therapeutischen Aspekten, bist du da dann stärker eingestiegen? Weil auch du hattest sehr stark noch von deiner Depression erzählt, hattest du dir da direkt auch medizinische Hilfe gesucht, dass du in diesem Ebene, also dass sozusagen deine Depressionen sozusagen professioneller begleitet wurden, damit du vielleicht neue Werkzeuge an die Hand bekommst?
R: Nee, also ich hab, bin schon immer unkonventionelle Wege gegangen und ich glaube auch an die natürlichen Heilungswege, habe mich auch dann mit Geistsheilung beschäftigt und so weiter. Das waren viel mehr die Wege, die mich angezogen haben, als die klassische Medizin. Die hat mich schon immer abgestoßen, weil auch da mir zu viel Gleichheit wird, also weil ich da zu viel Gleichheit gesehen habe, so wird direkt Antibiotika eingeschmissen und es wird gar nicht individuell auf dich eingegangen. Also das sehe ich halt in alternativen Heilungsmethoden eher. Deswegen hat mich das da eher hingezogen. Also durch die Ausbildung dann eben von NLP, die erste Stufe, habe ich sehr viel erst mal über mich selber gelernt, über Menschen, so über die Psychologie des Menschen. Wie funktioniere ich überhaupt als Mensch? Wie funktionieren wir Menschen? Wie funktionieren wir als Kollektiv? Das hat mir natürlich schon sehr geholfen, auch vieles zu reflektieren und viele Dinge zu ergründen. Warum war meine Vergangenheit so, wie sie war?
Aus welchen Mustern heraus, eben die wir auch so ein bisschen rausgeschlüsselt haben eben, habe ich immer gehandelt, so weil das einfach Muster sind, die aus dem Automatismus eben, wir handeln aus dem Automatismus. Wir sind eben, wie ich es immer so schön sage, Biocomputer, die auch programmiert sind. Die meisten Programme sind uns halt einfach nicht bewusst. Wir können gar nicht so viel eben aufnehmen. Es ist auch gut so und es gilt halt eben zu unterscheiden. Das ist halt das, was ich glaube ich immer mehr gelernt habe, zu schauen, welche Programme sind gut und möchte ich behalten? Welche Glaubenssätze, Muster eben sind nicht förderlich und dürfen gerne verändert werden? Dann habe ich mir halt immer mehr die Muster angeschaut, die nicht so nützlich waren oder sagen wir mal so, bis zu einem gewissen Zeitpunkt nützlich waren und irgendwann nicht mehr, dass die jetzt verändert werden dürfen, weil ich eben nicht mehr Kind bin. Als Kind haben sie mir zum Überleben genutzt, aber als Erwachsener eben jetzt nicht mehr unbedingt dienlich und dann habe ich halt nach Methoden gesucht, wie ich die halt eben Stück für Stück verändern kann.
M: Genau, das war damals meine Erfahrung, als ich mit NLP in Kontakt gekommen bin, war auch vor allen Dingen, es gibt eben einen sehr starken Fokus und Schwerpunkt eben auf Aspekte wie Glaubenssätze oder Themen, die damit verwandt sind und dann auch eben das eine ist die Reflexion und Wertschätzung, dass die Glaubenssätze ja nicht ohne Grund von uns aufgenommen wurden, eben Überlebensprogramme in der Vergangenheit und dass man dann überlegt, wie kann man diese Dinge infrage stellen beziehungsweise sind sie noch nützlich für die Gegenwart oder sind sie jetzt dysfunktional, weil sie uns eher blockieren oder einschränken, um sie dann zu verändern. Ich hatte damals auch dann angefangen, so generell zu sagen, ich stelle jetzt meine Glaubenssätze, erst mal festzustellen, dass man welche hat.
Die haben wir alle, weil wir sind nicht so rational oder objektiv, wie wir das glauben, sondern wir haben sehr viele Überzeugungen, die wer weiß, woher aufgeschnappt wurden und wie lange sie bei uns schon werkeln und dann eben mit dem, letztlich dem Licht des Bewusstseins, sich diese dunklen Kammern mal anzuschauen, was da so alles vor sich hin werkelt, um dann zu sagen, passt das für mich oder passt das nicht? Wie bist du dann weitergegangen? Ich habe in dem einen Vortrag von dir auch gehört, Dankbarkeit, also war für dich ein ganz großer Schlüssel. Also das eine war so Dankbarkeitstagebuch, aber das heißt sozusagen vom NLP, das Hinterfragen der Glaubenssätze, wie ist es dann weitergegangen? Also was waren so die Schritte? Bist du für dich Methoden oder vielleicht auch Affirmationen oder wie auch immer du das dann genutzt hast, für dich zu aktivieren und tatsächlich sicherlich auch ein Stück weit deine Depressionen dadurch in den Griff zu bekommen oder in den Hintergrund zu drängen? Ich weiß nicht, sowas wird man nicht wirklich komplett los oder wie geht es dir heute damit? Wie ist dein Status heute sozusagen?
R: Du hast es eigentlich gerade gut beschrieben und zusammengefasst. Also ich würde auch heute nicht sagen, dass ich alle los bin. Es ist ein langer Weg. Ich merke, dass es so Phasen gibt. Du machst so eine Treppe und dann fällst du vielleicht auch wieder zurück, aber dann machst du wieder einen größeren Sprung. das ist so wie so eine Welle oder so eine Spirade nach oben, die auch mal wieder irgendwie abstürzt. So wie das halt Leben halt ist so. Ich hatte dann halt immer wieder Phasen, wo ich Sachen aufgelöst habe und aber andere irgendwie immer noch im Dunkeln waren und irgendwie im Hintergrund, die dann zum späteren Zeitpunkt nochmal irgendwie hochkamen, auch kürzlich erst wieder. Da kommen wir vielleicht später noch zu. weil ich war dann sehr viel auf Seminaren und habe dann hier mal was aufgelöst und ich bin irgendwie, weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich irgendwie sehr faul bin oder sowas, aber ich habe es nie wirklich hinbekommen, in die Umsetzung zu kommen. Also ich habe dann Transformationsprozesse gemacht, eben auf Seminaren, deswegen bin ich sehr viel auf Seminare gegangen. Aber wirklich so die umzusetzen in einem täglichen Modus habe ich nie so wirklich hinbekommen.
M: Kannst du da noch ein paar Stichworte sagen, die Seminare? Waren das jetzt eher so Richtung Coaching, so Gruppencoachings oder wie muss ich mir die vorstellen?
R: Es waren viel Gruppencoachings und ich bezeichne sie immer als Selbsterfahrungsseminare. Ich bin irgendwann, was auch ein Riesenschritt war, dann, was mich bis heute begleitet, sind Berührungsseminare. Also ich habe angefangen, auf Kuschel-Events zu gehen und jetzt bin ich sehr tief wieder eingestiegen mit auch einer längeren Pause im Tantra. Da erlebe ich halt sehr viel eben Transformation und merke, das ist genau mein Weg und das ist jetzt auch gerade aktuell so, weil ich merke, da mache ich die größten Transformationen auch gerade. Wenn du dich eben darauf einlässt, hast du halt sehr viel Potenzial eben für Transformationen. Da kommen nochmal wirklich alte Dinge hoch, weil Tantra, es ist eine Lebenseinstellung. Also Tantra wird ja hier im Westen leider sehr oft nur auf die Sexualität reduziert, aber Tantra ist ja viel mehr. Tantra ist im Moment leben und auch die Muster zum Beispiel anzunehmen und sehr viel auch mit Meditationen, sich seine Schatten anzugucken, hat sehr viel mit Reflexion, Persönlichkeitsentwicklung zu tun.
Da passieren immer spannende Dinge, aber auch letztlich in allem, wo du dich verletzlich machst und dich im Endeffekt zeigst, wie auch im Kuschelbereich, wo das bei mir angefangen hat. Also ich hatte erst so Seminare, wo ich sagen würde, für den Kopf, also viele Bewusstseinsseminare, also viele Wissensseminare auch besucht, wo ich dann irgendwann gemerkt habe, ja, ich weiß sehr viel und wenn mich Menschen dann kennenlernen, sagen die, wow, krass, du weißt gar nicht, für viele könnte es viel weiter sein, weil ich vom Wissen halt sehr viel weiß, aber es nicht so schaffe, die Dinge umzusetzen. Und dann habe ich es dann auch irgendwann festgestellt, deswegen hat es mich jetzt wirklich eher mehr zu Selbsterfahrungsseminaren gezogen, wo ich gesagt habe, wirklich, ich brauche die Erfahrung, einen Spielraum, wie ich es auch gerne nenne, wo ich mich erfahren kann und vielleicht alte, schmerzhafte Erfahrungen überdecken kann mit neuen, liebevollen Erfahrungen und somit auch die Glaubenssätze transformieren kann.
Das glaube ich, so habe ich so die meisten Dinge auch verändert, gerade im Kontext Berührung, wo ich dann angefangen hatte, meine Ängste zu überwinden, das ist so der erste Schritt. Ich kann mich erinnern, ich war auf so einer Bewusstseinsakademie auch zwei Jahre und dann habe ich so erzählt, so irgendwie von meinem Berührungshunger und dann hat sie erzählt, so, ja, ich glaube, Kuschel-Events, solltest du dir mal angucken, es wäre was für dich. Und dann war aber auch so, also ich sage immer bewusst, ich sage immer Kuschel-Events oder Kuschel-Begegnung, weil eigentlich heißt das so eine Kuschel-Party, aber ich finde den Begriff nicht so passend. Deswegen hat es mich vielleicht auch so ein bisschen abgeschreckt, so ja, ne, brauch ich nicht. Bein dann auch erstmal so in die devensive Haltung gegangen, habe aber gemerkt, irgendwas macht es mit mir und irgendwie lässt es mich nicht mehr los und habe dann die ganze Nacht gegoogelt und habe mir das angeschaut und habe dann gemerkt, ja, irgendwie habe ich so eine Ambivalenz, so irgendwas zieht mich hin und irgendwas stößt mich ab, also die Angst dann.
In dem Sinne habe ich dann aber gemerkt, und das war bei vielen Sachen, wo ich merke, sobald die Neugierde in der Waagschale ein Stückchen größer wird als die Angst, dann fängst du an, Schritte zu machen. Und so war es dann eben bei mir auch, dann habe ich dann die Angst überwunden, weil die Neugierde einfach dann doch stärker war, weil ich schon ein neugieriger Mensch bin. Bin dann auf meine erst Kuschel-Party gegangen, Kuschel-Veranstaltungen, Kuschel-Begegnungen, Kuschel-Abend. Und da habe ich direkt auch eine Erfahrung gemacht, von der ich gerne erzählen kann, die nämlich direkt einen Glaubenssatz aufgelöst hat. Und zwar haben wir da eine Übung gemacht, kann ich mich erinnern, wir hatten einen Innenkreis und einen Außenkreis. Das Ganze eben, der Innenkreis, durfte die Augen zumachen und durfte dann eben Berührung von dem Außenkreis genießen. Und dann hat mich jemand berührt, so am Kopf so gekrault und ich habe Gänsehaut bekommen und habe gemerkt, so, wow, es fühlt sich voll richtig gut an und richtig schön an, weil es war so weich und so sensibel, ist bestimmt voll die tolle Frau. Und dann mache ich die Augen auf und es war ein Mann.
Und dann habe ich, irgendwie seitdem kann ich Berührung von Männern annehmen und habe nicht mehr so dieses Ding, ah, okay, wenn ich irgendwie einen Mann berühre oder mich einen Mann berühre, bin ich gleich schwul, weil ich so das Gefühl habe, dass das irgendwie so ein Gesellschaftsding ist. Wenn Männer sich berühren, sind sie gleich schwul. Wenn Frauen das machen, ist das normal. Es gibt ja so diese Klischees. Genau, das habe ich eben dann damit aufgelöst, dass dann irgendwie ja gar nichts schlimmes irgendwie passiert. Habe dann irgendwie mittlerweile auf dem Weg dann merke. Und das ist nach wie vor so ein roter Faden in meinem Leben, wo ich immer mehr zu mir stehe und sage, ah, okay, das tut mir gut. Ja, warum soll ich es mir verwehren, nur weil andere damit nicht umgehen können?
M: Genau, bei vielen Glaubenssätzen ist ja so diese Ambivalenz, was denken andere, wenn ich das jetzt mache?
R: Genau.
M: Oder wie komme ich in der Gesellschaft an, wenn das irgendwie mir gefällt? Ich weiß auch noch, diese eine, so diese Lernerfahrung, auch einfach die körperliche Zuneigung unter Männern zeigen und zuzulassen, ist immer noch eine Herausforderung gewesen, dass das in der Gesellschaft nicht üblich ist oder zumindest nicht so honoriert wird. Selbst wenn es Bereiche gibt oder Gruppen gibt, die sozusagen das als normal propagieren, aber es ist immer noch gesellschaftlich, irgendwie guckt man sich komisch an. Also wenn zwei Freunde umarmt irgendwie durch die Straße laufen, wirklich zwei normale Freunde, nicht ein Liebespärchen. Bei Frauen ist es überhaupt keine ungewöhnliche Sache, dass die auch körperliche Nähe in der Öffentlichkeit zeigen, wenn sie kein Liebespaar sind, sondern einfach nur befreundet sind.
Aber für Männer ist das immer noch, da haben wir noch etwas zu tun in der Gesellschaft, dass das ein vollkommen normales Verhalten gilt, was auch als männlich dann konnotiert ist und nicht, dass du dann plötzlich als unmännlich giltst, nur weil du im Endeffekt deine Zuneigung ausdrücken kannst. Auch auf diese Form. Wie hat sich dann so dieses Thema Beziehung für dich entwickelt? Weil wir sind ja eben hier auch im AB-Podcast, wo es ja auch die Fragestellung ist, die unfreiwillige Beziehungslosigkeit. Wir hatten vorhin so ein bisschen, glaube ich, angeschnitten, dass du ja das erste Mal deinen Sex hattest, ohne dass da jetzt wirklich eine große Beziehung da drin stand und dann eher über den Bereich Prostitution sozusagen deine sexuellen Bedürfnisse zumindest befriedigt hat. Wie ist das so in den Jahren dann verlaufen? Was hat sich für dich ergeben? Wie stark hat es tatsächlich in deinen Entwicklungsschritten auch immer wieder Themen gegeben, die so direkt dieses Thema, ich will jetzt eine Beziehung oder vielleicht sogar eine Familie mit Kindern oder wo stehst du da heute? Was sind so dazwischen passiert? Also zwischen deinem ersten Mal und bis jetzt?
R: Ja, ist sehr interessant, weil tatsächlich habe ich meine erste Beziehung dann auch Partnerschaft auf einer Kuschel-Party kennengelernt, auf einer Kuschel-Begegnung. Aber bevor ich da jetzt näher drauf eingehe, ist mir gerade aufgefallen, dass ich, glaube ich, deine Frage gar nicht beantwortet habe, wie das Thema Dankbarkeit mein Leben beeinflusst. Und ich finde, das ist eine sehr wichtige Frage und da gibt es nämlich auch eine lustige Geschichte dazu. Ich habe sehr viele lustige Geschichten und finde es immer schön, weil ich da heute auch sehr gut über mich selbst lachen kann.
Ich habe mir viele Online-Kongresse angeschaut, tatsächlich auch, weil da gibt es ja ganz viele Kongresse zu verschiedenen Themen, die man sich ja kostenlos anschauen kann. Damit habe ich sehr viel Zeit verbracht. Da habe ich dann einen Männercoach kennengelernt, der auch so eine ähnliche Thematik hatte. Also ich würde den vielleicht sogar, glaube ich, auch als AB einstufen. Und der hat halt dann eben Seminare gemacht oder auch Coachings zu mehr Männlichkeit. Und bei denen hatte ich dann Coaching gebucht, also so ein 3-Monats-Coaching. Warum ich schon so lachen muss, ist eigentlich lustig, weil mir wieder bewusst wurde, wie viel ich schon weiß und wie viel wir vielleicht wissen, aber es einfach nicht umsetzen. Weil er fragte mich dann, ich glaube, ziemlich dann im ersten Coaching oder sowas, ob ich, weil der hat auch ich glaube, der hat auch einen Podcast, aber auch, wie heißt das, wenn man schreibt nochmal?
M: Tagebuch?
R: Ja, genau, Tage. Also wenn man…
M: Ach so, einen Blog meinst du?
R: Genau, einen Blog, genau. Hat auch einen Blog gehabt und hat gesagt, hast du das gelesen so? Weil er hat auch dieses Dankbarkeitstagebuch empfohlen und hat da sehr positive Erfahrungen gemacht. Hab gesagt, ja, habe ich gelesen. Dann fragt er, ja, hast du es auch mal umgesetzt oder hast du es mal geschrieben? Dann habe ich gesagt, nein, ich glaube nicht dran. Dann hat er gemeint, ja, dann ist es jetzt deine Aufgabe, probier es mal. Dann habe ich ihm, glaube ich, noch die Frage gestellt, funktioniert das denn auch, wenn ich nicht dran glaube? Und dann hat er gemeint, ja, probier es doch einfach mal aus und berichte mir davon. Hab dann, glaube ich, auch gesagt, dass es dann auch funktioniert. Das war eigentlich der einzigste Grund, warum ich es gemacht habe. Das war, also manchmal, wo ich merke, Dinge können in manchen Kontexten hinderlich sein, aber in anderen Kontexten können sie wieder förderlich sein. Deswegen, manchmal gibt es auch nicht dieses Schwarz-Weiß-Denken, weil in dem Kontext war wieder mein schlechtes Gewissen dafür verantwortlich, wie auch bei der Depression, bei dem Prozess dann eben mit der Auseinandersetzung des Todes, wo ich eigentlich nur aus dem schlechten Gewissen heraus irgendwie Dinge getan habe.
Das war, glaube ich, oft so bei mir der Fall, weil ich habe mir dann gedacht, ah, ich kann jetzt nicht in den nächsten Gespräch kommen und sagen, ja, ich habe es nicht Mal ausprobiert. Genau, so kam es dann dazu, dass ich angefangen habe, das Tagebuch zu führen und habe relativ schnell gemerkt, in den ersten Tagen, Wochen, weil du sollst ja dieses Tagebuch morgens und abends oder morgens oder abends führen, wie sich wirklich mein Gehirn ja umprogrammiert hat, indem quasi der Fokus sich ja verändert hat, weil, wenn du ja weißt, du musst jeden Tag was reinschreiben, dann trainierst du dein Gehirn darauf, nach Dingen zu suchen, Ausschau zu halten oder vielleicht auch Dinge dann zu tun, wofür du dankbar sein kannst. Das hat bei mir auch mit ganz einfachen Dingen zu tun gehabt, gerade auch wieder hier in Deutschland, der westlichen Welt, ja, ich kann dafür dankbar sein, dass ich ein Dach über dem Kopf habe, dass ich fließend Wasser habe.
Das sind die ersten einfachen Dinge, die ich angefangen habe aufzuschreiben und dann habe ich aber gemerkt, ne, weil er hat auch gesagt, kannst du wiederholen, wenn du nicht weißt, was du schreiben sollst, dann kannst du damit anfangen und dann habe ich aber gemerkt, wie wirklich so mein Gehirn danach gesucht hat und ich wahrscheinlich auch sogar unbewusst eben dann Dinge getan habe, einfach nur, um dafür dankbar sein zu können, ja, um irgendeine Angst zu überwinden und ich habe sogar festgestellt, dass ich selbst in, soll ich sagen, in schmerzhaften Erfahrungen Dankbarkeit finden kann, weil ich daraus was lernen kann, so und ich habe mir dann immer gesagt, ah, okay, an dieser Situation, was kann ich daraus lernen, dass es nächstes Mal besser wird?
Ich habe immer so nach dem Geschenk in dem Schmerz oder in dieser unangenehmen Situation gesucht und es ist halt sehr, sehr interessant, dass man sich das vielleicht gar nicht vorstellen kann, aber wenn man wirklich darin sucht, auch das Geschenk, dann gibt es eigentlich in jeder Situation, jeder Erfahrung ein Geschenk, wofür man auch dankbar sein kann, wenn man es auspackt. Genau, das ist noch kurz der Schwenk zur Dankbarkeit, weil es eine sehr wertvolle Erfahrung eben war, die mich auch bis heute prägt, weil ich heute immer merke, ich kann gar nicht wirklich wütend sein, aber ich habe so eine Ruhe in mir, die mir immer wieder gespielt, weil ich immer sehe, ah, okay, wofür kann ich dafür jetzt gerade dankbar sein? Ich habe das, glaube ich, schon so ein bisschen verinnerlicht.
M: Danke, dass du den Schwenk nochmal gemacht hast, weil ja, genau, mit der Dankbarkeit hat wir noch gar nicht wirklich so ausführlich besprochen, weil letztlich, so wie du es beschreibst, sozusagen, für mich war viel in der Veränderung auch Thema Meditation, wo man eben einen gewissen inneren Abstand bekommt und sozusagen, so die Kombination, eine Dankbarkeitsmeditation, das heißt, es wird eine meditative Praxis, im Alltag, in jedem Tag, im Moment, einfach zu gucken, okay, mir gefällt zwar nicht, was mir gerade passiert, aber ich gucke mal, was ich als Dankbarkeit trotzdem rausziehen kann, warum ich einfach diesen Moment, den ich erleben darf oder der mir gerade passiert, trotzdem irgendetwas letztlich Positives und ja, das, was du ja schon so beschrieben hast, das eine ist erstmal das bewusste Umgehen, diese Frage stellen, wofür kann ich dankbar sein und je öfter du das machst, desto stärker das eben im Unterbewusstsein verankert wird. Das heißt, wenn du, ich weiß nicht, führst du es immer noch regelmäßig, das Tagebuch?
R: Ich habe es drei Jahre, glaube ich, geführt tatsächlich. Heute würde ich sagen, ich führe es einfach innerlich gedanklich, also ich führe es jetzt nicht mehr wirklich schriftlich, aber ich merke, dass wir im Fokus ausgerichtet sind. Also ich würde sagen, ich führe es gedanklich einfach, aber nicht mehr wirklich schriftlich, aber ich habe es drei Jahre schriftlich geführt.
M: Genau, aber dass der Gedanke sozusagen als Routine verankert ist.
R: Ja.
M: Und selbst wenn du nur abends beim Einschlafen nochmal fünf Minuten rekapitulierst und sagst, okay, drei, vier Sätze, wofür ich heute dankbar bin, ist es ja auch eine Routine und die ja bleibt und die ja genau diesen Shift macht, wo ich selber bei mir auch weiß, ich habe diesen Zugang auch gefunden, Thema Dankbarkeit und zu finden, wofür man dankbar ist, um eben in eine positivere Resonanz zu kommen, weil man dann einfach fröhlicher in die Welt schaut, wenn man merkt, aha, es gibt etwas, wofür ich dankbar sein kann und trotzdem ist es eben immer wieder diese Herausforderung dann für mich jetzt dieses Thema der Unruhe, weil trotzdem gibt es eine Unzufriedenheit in dem Sinne, was ich mache.
Also diese Sinnfrage sozusagen wird damit nicht komplett beiseite geschoben, die stellt sich dann immer noch, wo ich dann gucken kann, okay, aber ich möchte meinem Leben einen Sinn in diese oder jene Richtung geben und dann trotzdem zu sagen, dankbar darf es sein, ein bestimmter Schritt hat geklappt, ein anderer Schritt hat vielleicht nicht so geklappt und dann, was kann ich dann daraus wieder mitnehmen. Das macht diese Unruhe etwas weniger unruhig sozusagen. Genau, dann lass uns zu der Beziehungsfrage kommen, wie sich sozusagen dein Beziehungsverhalten oder deine Beziehungsmöglichkeiten tatsächlich geändert haben. Du hast ja gesagt, also ein Impuls oder ein Aspekt hat sich ergeben aus so einer Kuschelparty, Kuschelabend heraus und wie geht es weiter?
R: Ja, es ist sehr interessant, wenn ich so reflektiere, habe ich nie wirklich aktiv gesucht, weil ich nicht wusste, wo soll ich suchen? Also Online-Plattformen und diese ganzen Chat-Plattformen haben mich auch nie angemacht, so dieses ewige irgendwie Schreiben und dann da irgendwie so blind irgendjemanden kennenzulernen und ich glaube, ich hatte unbewusst auch so das Gefühl, ja, wenn ich jemanden kennenlerne, dann halt auf einer Veranstaltung, wo ich gerne hingehe, weil dann haben wir ja auch schon eine Gemeinsamkeit und das war interessant. Ich habe jetzt rückblickend eigentlich nur zwei Beziehungen gehabt. Da muss ich mir kurz überlegen. Habe ich eine kurze vergessen? Kann sein dass ich.
Ja, stimmt, ich hatte noch eine Nicht-Beziehung, auch ein sehr spannendes Thema. Erstmal zu der Beziehung, das war dann auch interessanterweise die Veranstalterin von Kuschel-Veranstaltungen und es ist interessant, dass sie auf mich zukam und mich mal treffen wollte und mich kennenlernen wollte. War schon immer so und es hat sich jetzt eigentlich, ja, hat sich auch nicht geändert. Ich habe immer wesentlich ältere Frauen als Partner gehabt, also die erste, gefühlt, die wurden auch immer älter, die war 15 Jahre älter. Das war auch meine längste Beziehung. Wir waren dann drei Jahre zusammen und irgendwann habe ich dann gemerkt, ich bin eher so der ruhigere Typ und der Ruhepol und sie ist halt so voll die Macherin. Deswegen hat das am Anfang sehr gut harmoniert, weil wir uns sehr gut ergänzt haben und meine Brüder haben immer gesagt, ja, ihr passt gar nicht zusammen. Ich bin so ein Ruhepol und sie ist so völlig gegenteilig.
Hat aber am Anfang sehr gut gepasst, eben weil wir uns ergänzt haben und sie hat dann immer Sachen organisiert und es war für mich einfach Abenteuer und Leben und ich habe eine Beziehung. War sehr verliebt und war sehr schön und irgendwann habe ich dann gemerkt, passt einfach nicht mehr, es geht zu weit auseinander. Ich will mich irgendwie auch wieder neu erfinden. Also ich war schon immer irgendwie so diesen Impuls auch da wieder. Ich passe halt einfach in keine Schublade und in keine konventionelle, auch im Sexleben, in Liebesleben, war ich schon immer irgendwie so, wollte ich schon immer frei lieben und habe gesagt, ja, ich weiß nicht, das fühlt sich für mich auch nicht stimmig an, so nur einen Menschen zu lieben. Sie hat witzigerweise Polyamor gelebt, teilweise ungewollt, weil als ich mit ihr zusammenkam, war sie noch mit einem anderen Partner, der dann die Beziehung öffnen wollte und Polyamor und ich konnte damit gut sein und sie hat sich dann aber irgendwann für mich entschieden und habe ich mich dann halt, es war immer Thema und habe mich dann auch irgendwann für eine monogame Beziehung und dann wollte ich sie dann auch wieder öffnen. Es war dann immer so Thema. Wir sind aber heute noch befreundet. Sie ist jetzt froh, dass sie eben jemanden gefunden hat, der eine monogame Beziehung mit ihr leben möchte und ich bin jetzt in einer dreier Polyamoren Beziehung, gerade auch sehr spannend.
Die Nichtbeziehung, die war, glaube ich, sogar noch vorher, das war, glaube ich, so zu meiner Therapiezeit. Da bin ich nämlich auch auf einem Selbsterfahrungseminar gegangen, also so würde ich sie bezeichnen, und zwar war das bei den Familienaufstellen, ich weiß nicht, ob sie das sagt, genau, systemischen Aufstellen und da habe ich eine, so habe ich es dann genannt, eine Experimentierfreundin kennengelernt, weil die war auch wieder, keine Ahnung, ja, auch so in den Dreh, 10, 15 Jahre älter und das war dann auch tatsächlich so Thema erst mal, also bei der Therapeutin, dieses systemisches Aufstellen, ich weiß nicht, dass sie da auch in Einzeltherapie war und sie hat dann so die Frau gefragt, ja, was sie darüber denkt und so über den Altersunterschied und ja, ich hatte auch so Bedenken, habe zu meiner Mutter gefragt, meine Mutter ist, da ist sie schon sehr offen, gesagt, ja, probiert es doch aus und ja, das haben wir dann auch tatsächlich gemacht und das Lustige war, dass ich sie eigentlich eher abschrecken wollte am Anfang, so, ich habe dann erzählt, so, ich bin zu Prostituierten gegangen und Drogengeschichte und alles so eher offen und ja, das hat sie dann eher noch mehr zu mir ziehen lassen oder eher angezogen als abgestoßen. Ja, dann haben wir halt ganz offen und ehrlich gesprochen und haben schon immer gesagt, ja, lass uns einfach ausprobieren, was passiert, also, mir war klar, ich will auch keine Beziehung irgendwie mit ihr und deswegen habe ich gesagt, gut, aber wenn du offen bist, sie hat ja auch, glaube ich, lange keinen Freund, dann lass uns sexuelle Abenteuer genießen.
Das haben wir dann auch gemacht, stimmt, das war nämlich auch meine längste Nichtbeziehung, die auch so dieses Experiment was so zwei, drei Jahre ging und eben dann auch nicht mehr gepasst hat von ihrer Seite, wo sie dann gemerkt hat, ah, sie will jetzt eine Beziehung und das Witzige daran ist, warum ich so sage, Nichtbeziehung, weil ich habe das nie als Beziehung bezeichnen wollen und diese Geschichte, aber dann habe ich meiner Therapeutin erzählt und sie hat dann gesagt, egal wie du es nennen willst oder nicht nennen willst, das, was da draußen in der Gesellschaft als Beziehung bezeichnet wird, führt ihr eine viel wahrhaftigere Partnerschaft als die meisten Menschen draußen, die sich in der Beziehung, in der Partnerschaft benennen oder sagen würden, dass sie in der Partnerschaft sind, weil wir natürlich einfach wahrhaftig und ehrlich über alles miteinander gesprochen haben, was in vielen Beziehungen nicht so ist, weil es in vielen Beziehungen einfach, ich weiß nicht, ob ich das Fass aufmachen will, viele Beziehungen und Partnerschaften sind für mich keine Partnerschaften, sondern eher Handels- oder Geschäftspartnerschaften, dass man sich irgendwie drauf einigt, du gibst mir das und ich gebe dir das, aber dass die Partnerschaft nicht wirklich aus der Liebe heraus bedingungslos ist und das war ja bei uns eher der Fall.
Deswegen fand ich das dann auch sehr interessant, so im Nachhinein so gespiegelt zu bekommen. Dann wurde mir auch klar, wie, wie soll ich sagen, wie subjektiv das eigentlich ist, wie wir etwas nennen, ja, Beziehung oder Nicht-Beziehung, ne. Also wie gesagt, draußen die meisten würden sagen, ah, okay, ihr habt eine Beziehung, für mich war es einfach ein Experiment. Was hatten wir jetzt? Hatten wir eine Nicht-Beziehung, ein Experiment oder waren wir in einer Beziehung? Eine interessante Frage, die ich auch so einfach mal offen lassen würde.
M: Ich kenne die Bezeichnung vor allem aus Vorträgen von Robert Beetz, der ja genau dieses Thema macht, dass die Leute eben Handelsbeziehungen eingehen. Ich liebe dich, wenn du mich liebst, so dieses Gegen-, also von wegen gegenseitiger, aber im Endeffekt einfach nur diese Austauschbeziehung, was auch immer dann da für eine Liebe gehandelt wird. Während das andere ist eben das, was im Beziehungskontext meistens vergessen wird. Es wird schnell auf die Formalisierung gegangen, aber es wird nicht, dass wir uns aufeinander beziehen, dass wir miteinander im Endeffekt in Resonanz gehen und uns dort halt eben gerade diese Offenheit, die Ehrlichkeit, ich glaube, das ist auch das, du hast zwar sozusagen mal angefangen, diese Dinge sozusagen auf den Tisch geknallt, in dem Versuch, sie abzuschrecken, aber genau dadurch hast du dich auch geöffnet, dich wahrhaftig gemacht und genau das Gegenteil bewirkt, zu sagen, boah, der ist so brutal ehrlich, das kann auch wieder eben extrem anziehend sein, wenn man sowas sucht, wenn man mit dieser Ehrlichkeit umgehen kann und darauf halt dann einspringen.
Und da kann ich sehr gut nachvollziehen, warum es ging zwar nicht sozusagen von vornherein, das ist jetzt meine Lebenspartnerschaft, das ist jetzt auf zehn Jahre ewig oder sonst irgendwas, sondern diesen Unsinn im Endeffekt wegzulassen, zu sagen, ich lebe jetzt im Moment mit dir und diesen Moment teile ich mit dir, was im Endeffekt die stärkste Beziehung ist, die du mit jemandem haben kannst, im Moment mit diesem Menschen zu sein. Und klar, wenn sich das dann anbietet, gemeinsam sich auszuprobieren, Dinge auszuleben, die man, also meine Vorstellung war jetzt erstmal, okay, ihr seid dann in Swingerclubs gegangen und habt euch dann sozusagen gemeinsame Abenteuer gelegt, ich weiß nicht, ist jetzt reine Spekulation, aber das wäre so das Bild, wenn man jetzt zwei experimentierfreudige Menschen hat, die irgendwie sexuell ein paar Sachen ausprobieren wollen. Bei dir sozusagen noch ein bisschen so die AB-Unerfahrenheit, das ist bei uns im Forum immer sehr stark Thema, habe ich Nachholbedarf, muss ich irgendwie Jahre aufholen. Aber im Endeffekt, wenn ich mir überlege, als AB oder in Beziehungen, auch Menschen, die in Beziehungen sind, die haben ihren ersten Partner mit 16, mit 18 kennengelernt, sind seit 20 Jahren in der Beziehung, haben nie groß Abenteuer erlebt, geschweige denn, dass sie mal die Vorstellung hatten, vielleicht einen Swingerclub oder sowas zu besuchen.
Das heißt, sie wissen eigentlich ganz viel, was im sexuellen Bereich möglich ist, an sich doch nicht und bleiben da eher unerfahren, was den Spielraum angeht. Also dieses Feld kann ja auf sehr, sehr vielen Ebenen bespielt werden und es ist nicht die Anzahl von Sexualität, die man im Endeffekt dann, auch da kann man natürlich viel lernen und aufeinander eingehen, aber man stellt sich dann eben auf eine Person ein. Das heißt noch nicht, dass man deswegen dann mit einer anderen Person automatisch irgendwie als Experte anfängt, sondern was für mich auch so ein Gedanke ist, es ist gut, wenn wir eigentlich immer, wenn wir mit einer neuen Person zusammenkommen, davon ausgehen, wir sind jetzt gerade wieder Absolute Beginner. Wir beginnen eigentlich bei null. Zu glauben, bloß weil ich jetzt zig Jahre in einer Beziehung war, kann ich mich auf die neue Person automatisch einstellen. Das ist aus meiner Sicht ein ziemlicher Trugschluss und kann ganz schön nach hinten losgehen, wenn man mit der Haltung auf den neuen Menschen zugeht.
Wir haben jetzt sozusagen deine Nichtbeziehung, dann deine Kuschelabendbeziehung, die daraus entstanden ist und im Moment, also für dich war sozusagen das Ergebnis, was ich jetzt raushöre, dass du auch erfahren hast, für dich ist dieses offene Beziehungsleben wichtig, also nicht dieses monogame Exklusive, sondern zu sagen, ich möchte meine Liebe, mein Wesen einfach mit mehr Menschen teilen, was sich mit mir sehr stark in Resonanz geht, weil das habe ich auch, ich lebe zwar im Moment jetzt in einer monogamen Beziehung, aber für mich ist das Thema offene Beziehung auch ein sehr großes Ding und ich habe das auch zeitweise ausprobieren können und zu sagen, ich weiß noch, als ich damals in einer Sendung saß zum Thema Absolute Beginner, wo ich gesagt habe, ich habe so viel Liebe zu geben, warum sollte ich mich da auf einen Menschen beschränken?
Also so von dieser Haltung heraus zu sagen, dass bei der offenen Beziehung, klar, das eine war noch auch mehr Erfahrungen machen zu können und das andere war einfach auch, einfach mit Menschen in Resonanz zu gehen, in Beziehung zu gehen und da zu sagen, ich darf dieses Intime erleben, was im Sexuellen möglich ist, nur mit einer Person machen und ich muss warten, bis das eine zu Ende geht, bevor ich das mit jemand anders erleben darf, denke mir, was für eine beschränkende Geisteshaltung zu sagen, wenn es für mich wichtig ist und passt, gut. Jeder soll die Beziehungsform leben, die für ihn passt, aber nicht, weil es im Endeffekt die gesellschaftliche Moral und Normenvorstellung ist, zu sagen, deswegen müsse ich mich daran orientieren.
R: Genau, ja, das ist vielleicht auch ein schöner Übergang, weil es für mich lange Zeit meines Lebens, eigentlich die meiste Zeit meines Lebens, halt nur Theorie war und auch mit dieser Experimentierfreundin sind wir nicht in Swingerclub, wir haben sehr viel einfach an uns ausprobiert mit Sexspielzeugen und, aber wirklich nur wir beide. Ich glaube, ich wäre damals auch viel zu schüchtern gewesen und hätte da viel zu viele Ängste. Es war für mich noch zu weit weg, es war eine schöne Vorstellung in der Theorie, aber in der Praxis war es für mich nicht vorstellbar.
Und jetzt kommen wir gerade dahin, in meiner aktuellen Dreierbeziehung, in der ich gerade lebe, die habe ich genauso kennengelernt und das betrifft auch genau das, was du gerade ein bisschen angesprochen hast mit Beziehungen von wegen erfahren, weil jemand 20 Jahre mit einem Menschen zusammen war, weil sie habe ich auf einem Tantra-Massageveranstaltung kennengelernt. Und bei ihr ist es so, sie ist seit 20 Jahren verheiratet und die hatten die letzten sieben Jahre keinen Sex mehr, weil er hatte irgendwann kein Bedürfnis mehr. Dem Alter, was ja bei Männern wohl öfter der Fall ist, wenn ihr ins höhere Alter kommt, also hat er so gehört und gelesen. Und sie hatten auch ein paar Beratungen und so was und deswegen haben sie auch die Beziehung geöffnet, weil er gesagt hat, okay, ich habe dieses Bedürfnis nicht mehr, aber du hast dieses Bedürfnis und sie war die letzten Jahre dann unglücklich, deswegen haben sie dann die Beziehung geöffnet und sie ist auf Tantra-Seminare gegangen und ja, da haben wir uns kennengelernt und dann habe ich ihren Mann kennengelernt und wir haben zu dritt kennengelernt und ein Grundpfeiler ist eben auch wieder diese Ehrlichkeit, wirklich über das Innenleben auch zu erzählen und wirklich in jeder Situation immer zu gucken, okay, wie geht es dir gerade damit?
Und wir haben so ein Ritual, was wir Befindlichkeitsrunden nennen, was ich so ein bisschen eingeführt habe, wo wir jeden Tag sagen, okay, wie geht es dir gerade? Gibt es irgendwas, was dich bedrückt hat die letzten Tage? War da irgendwie eine Eifersucht oder wie fühlst du dich gerade, wenn ich mit deiner Frau bin und so weiter? Das ist auch so meine Ausrichtung, wo ich letztens erst gesagt habe hier, meine Ausrichtung ist im Endeffekt dahin zu kommen, wirklich frei zu denken, mir gar nicht mehr die Frage zu stellen, was traue ich mir jetzt zu sagen oder nicht, sondern ich denke einfach laut, dass es da kein Tabu mehr gibt und ich glaube, da kommen wir schon sehr nah dran. Das ist auf jeden Fall eine schöne Vorstellung für mich und wir haben uns auch direkt gut verstanden. Es ist echt interessant, zu sagen zu können, dass wir uns zu dritt eben lieben und wir sind in einer Dreierbeziehung. Also wir haben von Anfang an war ja dann eben eine offene Beziehung polyamor und am Anfang ging das noch, als ich mit anderen Frauen intim war, aber als ich ihr dann davon erzählt habe, dann irgendwann und als dann Mal eine Frau ich kennengelernt habe, die sie auch kannte hier in der Gegend, dann kam halt richtig das Thema Eifersucht hoch und sie dachte, sie wäre weiter, also sie war weiter in der Theorie, aber der Körper hat dann was anderes gesagt oder gezeigt.
Wie sind wir mit der Situation umgegangen? Vielleicht auch ganz spannend. Also wir haben erst mal gesagt, ja, okay, es darf sein. Ja, wir schauen einfach, wie sich das entwickelt oder nicht. Und sie hat dann selbst von sich aus, aber ist sie dann das Thema angegangen und hat sich da dann auch Hilfe gesucht und hat das Thema bearbeitet, was denn da angetriggert wurde aus der Kindheit. Eben auch Verlassensängste. Unter anderem waren es, glaube ich, hauptsächlich viel. Diese Unsicherheit, die sie dann dadurch gespürt hatte, die sie so eigentlich noch nie gespürt hatte, weil sie durch ihren Mann immer diese Sicherheit gespürt hatte, weil ihr Mann sehr sicher im Leben war, weil er diese Sicherheit von den Eltern mitzukommen hat. Sie dachte deswegen auch, dass sie eigentlich sicher wäre und die waren halt da, aber nur im Hintergrund, diese Unsicherheit. Und die kamen dann auf einmal hoch und wurden angetriggert. Die wurden halt nie gesehen oder angesehen. Und das war jetzt eben dann so auch learning, sie jetzt so anzuschauen.
Mittlerweile ist es so, dass sie sich immer weiter öffnet und ich auch merke, dass ich mich immer weiter öffne und wirklich laut denke, auch über meine sexuellen Fantasien. Interessanterweise ganz, ganz frisch, vor ein paar Tagen erst, weil ich einfach von erzählt habe, eine Fantasie vieler Männer, unter anderem auch meiner, bis in drei Jahren mit zwei Frauen. Ja, ich meine, sie hatte ja jetzt zwei Männer, wobei, wie gesagt, er ja eher weniger sexuell ist, aber wir kuscheln viel und waren auch schon erotisch zu dritt, so, so wie es halt irgendwie war. Ja, jetzt hat sie mir gestanden oder gesagt, ja, weil ich mich immer öffne, wir waren jetzt tatsächlich ganz, ganz frisch am Freitag, waren wir unsere ersten sexpositiven Party, die leider, oder was heißt leider, da haben wir auch wieder das Thema Dankbarkeit, die vielleicht dankenswerterweise eben komplett das Gegenteil war, als so, wie wir es uns vorgestellt haben, weil sie war einfach total unachtsam. Also es war laut, man sollte sich dann in der Bar irgendwie kennenlernen und wenn man dann eben sich gut findet oder was miteinander machen will, dann kann man auf die Spielwiesen gehen. Aber der Ort war einfach total laut, das war irgendwie im Industriegebiet, das war nicht schön, war einfach nicht unsers.
Und wo wir dann gemerkt haben, was wir daraus gelernt haben, das Wochenende da drauf, also Samstag, Sonntag war umso schöner, weil wir wieder Wertschätzung dafür erkannt haben, wie gut es uns eigentlich zu dritt schon geht, ja, was wir haben und wie wertvoll unsere Tantra-Veranstaltungen sind, wo wir auch zu vielen zusammen hingehen und jetzt auch gerade in der Tantra-Sommergruppe, wo wir alle zwei Wochen einen Tantra-Abend haben, wo es dann tiefer geht einzusteigen. Da passieren auch sehr spannende Transformationsprozesse, den ich auch gleich erwähne, weil ein sehr krasser, der jetzt, würde ich sagen, auch wieder ein richtig krasser Meilenstein war für mich und das war erst vor einer Woche, hat sie mir eben eröffnet, dass sie sich vorstellen kann, eben mit einer anderen Frau einen Dreier zu haben und sogar eben auch Lust darauf hat und in die Abenteuerlust kommt.
Was ich noch sagen wollte, eigentlich, was du gesagt hast, das Gleiche hat sie nämlich auch gesagt, dass wir beide so ein bisschen, also viel geht von mir aus, diese Abenteuerlust bring ich rein, aber sie merkt, sie kommt da langsam dran, dass sie auch noch viel Nachholbedarf hat, weil sie hat genau das Gleiche gesagt, eben wie du, ja, sie war 20 Jahre in einer Beziehung, ja, aber sie hat 20 Jahre Sex gehabt mit dem gleichen Mann, so, also sie hatte ja auch nicht so die Bandbreite, also sie hatte, glaube ich, noch zwei kurze Partnerschaften vorher, aber sie würde sich auch, also als ich mit ihr gesprochen habe, habe ich gesagt, hm, war auch gleich mit Anfang 20, könnte man auch unter Absolute Beginner eben zählen und er witziger Weise auch, also ich würde sagen, dass wir alle drei Spätzünder oder Absolute Beginner sind. Ich mache da jetzt nicht so die Differenzierung, auf jeden Fall hatten wir unser erstes Mal, auf jeden Fall alle mit Anfang, Mitte 20, wo, glaube ich, viele gerade heute und immer mehr schon ihr erstes Mal mit, keine Ahnung, 12, 13, 14 haben. Ja, deswegen sehr spannend.
M: Ich würde ganz kurz, weil du das gerade, ich glaube, das ist auch wieder so eine Geschichtenerzählung von wegen, das die das immer früher haben, weil ich glaube es gab immer diese und jene. Also manche hatten es früher, manche hatten es später, aber im Endeffekt dieser psychische Druck, der aufgebaut wird, weil behauptet wird, man hätte es. Wie viele lügen im Endeffekt in der Jugend, zu sagen, sie hätten schon oder sie haben bla bla bla. Ich erinnere mich noch, wie wir damals mit der Jugendgruppe sozusagen zusammengesessen haben und dann in der Bravo gelesen haben, dieses Dr. Sommer Ding. Alle haben so getun, als wären sie alle total wissend und natürlich immer, haha, die wissen das nicht oder sonst irgendwas. Aber wenn du wirklich weißt, wie viel im Endeffekt die nicht gewusst haben oder wir auch nicht wussten und wo man sich einfach, um sich besser darzustellen, natürlich irgendwelche Geschichten erfindet, wo man denkt, okay, streich mal mindestens zwei Drittel davon weg, um mal so auf die Ebene zu kommen, was vielleicht tatsächlich vorfällt und so.
Ich glaube, das würde eben diese Ehrlichkeit an der Stelle, wenn wir wüssten, uns da keinen Druck zu machen, wäre der Druck auch gar nicht da, weil es gibt keine Notwendigkeit mit zwölf, mit sechzehn, mit vierzehn irgendwo dieses erste Mal hinter sich zu bringen, ganz im Gegenteil. Also ich hatte mein erstes Mal irgendwo um die fünfunddreißig dann und es hat sich aus einem Abend, eben auch aus einem Tantra-Seminar heraus ergeben, also es war nicht im Teil des Seminars, aber es war einfach so eine Resonanz und so ein schöner Abend und dass wir dann im Endeffekt die Nacht weiter miteinander verbracht haben. Sie wusste überhaupt nicht, dass das mein erstes Mal war oder sonst irgendwas, hat auch überhaupt keine Rolle gespielt, weil im Forum bei uns, also auf abtreff.de, da wird oft darüber spekuliert, dass man irgendwie merkt, wenn man unerfahren ist und sonst was. Natürlich kann man sich tollpatschig anstellen, aber auch jemand, der in einer Beziehung ist und vielleicht seit zehn Jahren kein Kondom benutzt hat, der wird sich genauso tollpatschig anstellen und keine Ahnung haben, wie er jetzt eigentlich das Ding gerade überziehen soll und solche Geschichten und solche Kleinigkeiten, die kann man ganz ehrlich vorher üben.
Also sowas in der Richtung. Also deswegen hören wir auf mit den Vorstellungen, was andere sind, weil wir wissen es nicht. Die Möglichkeit und Statistiken geben keine vernünftige Aussage darüber, was ist für uns passend und wie groß ist letztlich die Bandbreite tatsächlich. Deswegen also, bloß um diesen Satz nochmal einzufangen, zu sagen, es gibt welche, bei denen passt es früher, für die ist es auch gut und für manche ist es gut, wenn sie sich nicht überfordern und sagen, ich warte einfach, bis es für mich den richtigen Moment passt und auch nicht zu überhöhen. Es muss nicht perfekt sein, es darf einfach schön sein, das reicht. Genau, Du wolltest noch ein bisschen erzählen zu dem, wie es dir aktuell dann geht oder was so aktuell noch ansteht.
R: Ja, danke erstmal nochmal für den Einschub. Du hast es schön eigentlich nochmal umrundet, weil es letztendlich um den sozialen Druck geht. Also ich habe immer diesen sozialen Druck auch gespürt, weil mir das so vorkam, dass eben, weil eben wahrscheinlich viel auch gelogen wird, letztendlich ist es auch egal, wie die Wirklichkeit ist. Eigentlich geht es ja darum, wie fühlt es sich für mich an? Und für mich habe ich sehr viel sozialen Druck gespürt, weil ich das Gefühl hatte, dass gefühlt 90, 95 Prozent mit 13, 14, 15 schon x beliebige Sexerfahrungen hatten und ich nicht mitreden können, was für mich eben dieses Ausschlussgefühl eben erzeugt hat. Ich kann nicht mitreden, ich bin Außenseiter, was ich ja sowieso in vielen anderen Dingen schon war, aber dann auch noch da, und so.
Mittlerweile mache ich mir da eh nichts mehr draus, weil ich muss ja nicht sein wie die Masse. Im Gegenteil, meistens, meine Erfahrung nach ist ja, dass viele Außenseiter viel interessanter sind, weil sie selber nachdenken, Dinge hinterfragen und nicht einfach mit der Masse mitschwimmen. Deswegen merke ich, dass ich mich mehr hingezogen fühle zu sogenannten Außenseiter, die in irgendeinem Bereich Außenseiter sind, weil ich das Gefühl habe, so, die gehen einen anderen Weg und neue Wege zu gehen ist halt einfach auch immer schwierig, so. Das heißt, da kann man bestimmt einiges lernen, so. Und es ist ja auch spannend, irgendwie neue Wege zu gehen. Und das erfahre ich ja jetzt auch. Und jetzt letztlich, was ich gerade noch erzählen wollte, war so krass, also manchmal, wenn du dich halt öffnest oder nicht öffnest oder solche Räume einfach nur betrittst, dann passieren auf einmal Dinge, mit denen du gar nicht rechnest.
Letzte Woche hatte ich einen sehr krassen Prozess und der kam irgendwie gefühlt aus dem Nichts. Und zwar war das auch bei einer Atemmeditation, die wir dann gemacht haben. Und auf einmal habe ich gespürt, auf irgendwas, irgendwelche, ich kann es gar nicht so richtig beschreiben, irgendwelche alten Muster, würde ich sagen, alten, unaufgelösten Muster. Ich glaube, es hatte auch noch viel mit unterdrückten Unsicherheiten und Ängsten zu tun, die auf einmal hochkamen, wo ich einfach gespürt habe, boah, da ist irgendwie so viel Energie gerade irgendwie so im Bauchbereich. Was aber der richtige Unterschied war zu meinen sonstigen Transformationsprozessen, die ich hatte, das hat auch viele für mich so wie, wenn du so ein krass schweres Thema transformierst, was ich dann für mich öfter so drei, vier, so ein paar Situationen, alle paar Jahre hatte ich mal was, was sich wie einen Neugeburt angefühlt hat, weil ich von etwas so lange, ja, mich von etwas befreit habe, was ich so lange mit mir getragen habe und das war jetzt auch so.
Ich hatte das Gefühl, dass ich dieses Mal, also zum einen war es dieses Gefühl, dass egal wie schmerzhaft oder wie schlimm oder wie krass diese Energie war, habe ich immer gedacht, ich brauche jemanden, der mich hält, der den Raum hält, weil ich habe immer gedacht, das hat sich immer so angefühlt, als würde ich explodieren und diesmal hatte ich so eine Sicherheit, dass ich nicht explodieren würde und ich hatte gemerkt, okay, mit meinem Körper passiert irgendwas, aber ich kann mich selber halten und kann das einfach nur beobachten und messe dem nicht mehr so viel Wert bei und habe dann einfach nur gemerkt, ah, okay, da wird gerade sehr viel Energie frei. Das war auch für dann alle Teilnehmer, als ich erzählt habe, ein sehr berührendes Erlebnis, weil ich habe gemerkt, ich bin jetzt, das war mein Transformationsprozess, ich bin jetzt mehr bei mir angekommen, ich bin mehr in meiner Männlichkeit. Das war so dieses Thema, weil ich habe mich oft in der weiblichen Energie, passiven Energie gesehen und jetzt merke ich, ich werde aktiver, diese männliche, unterdrückte Energie kommt mehr zum Vorschein und das habe ich jetzt auch dann tatsächlich in Folgesituationen direkt gemerkt, weil ich jetzt überprüft habe, wie nachhaltig ist das Ganze und Kleinigkeiten, wo mir was kaputt gegangen ist oder wo sich jetzt zwei Menschen streiten, weil ich bin so ein Harmoniemensch, da bin ich immer so in Erstarrungen gefallen, in Panik so, ja, was mache ich jetzt, eine krasse Überforderung und das ist jetzt auf einmal ganz anders, also es ist nicht ganz weg, aber, also ich hatte sonst auch immer Flucht-Tendenzen, ich müsste aus der Situation flüchten und das war gar nicht da, ich konnte es einfach halten.
Ich konnte wahrnehmen, was in mir passiert, aber ich hatte nicht mehr das Gefühl, okay, ich muss jetzt irgendwie flüchten, sondern ich war einfach da und es war von der Intensität nicht mehr ganz so schlimm, so krass, wie es früher war und das ist das gerade, was mich sehr irgendwie, ja, jetzt neu beflügelt, wo ich merke, ja, da passiert gerade, also ich bin gerade auch wieder auf einem neuen Weg, auf einem sehr transformativen Weg und das war jetzt wieder so ein Erlebnis, wo ich merke, ja, ich bin jetzt gerade wieder bei, vor einem halben Jahr war ich wieder schon auch krass so in Depressionen, da war ich in einem Jahr, da ich dann eben auch von einer anderen Frau, die ich kennengelernt habe, mit der ich ein halbes, dreiviertel Jahr zusammen war, aber sehr intensiv, wir waren jeden Tag zusammen und wo sie dann gemerkt hat, aber aufgrund meines Traumata, das war nicht so, weil wir uns nicht liebt haben, sondern als ihr bewusst wurde, was für Traumas ich noch habe, was für ein Ausmaß das nimmt, dann konnte sie das nicht mehr machen und wir sind jetzt auch dabei, eine Freundschaft zu pflegen.
Aber das war dann nochmal ein sehr krasser Trennungsprozess, der sehr viel Schmerz nochmal in mir ausgelöst hat, auch nochmal den Verlust meines Vaters, glaube ich, der bei mir nicht wirklich verarbeitet wurde, den habe ich in den letzten Monaten sehr viel verarbeitet, deswegen vielleicht auch bei dem Prozess war da auch ein bisschen was dabei, so ein bisschen, oder sehr viel losgelassen habe und jetzt merke, ich komme immer mehr auf meinen Weg, was ich wirklich will und stehe zu dem, so vor allem, so wo ich sage, weil es auch jetzt in der Dreierbeziehung immer so war, ja, will ich irgendwie nur in dieser Dreierbeziehung bleiben und mich wieder, sage ich mal, verbiegen und verstellen und mich darauf einzustellen aus Verlustangst oder eben den anderen gefallen wollen, den anderen nicht zu verletzen, weil, wenn ich jetzt den Weg gehe und vielleicht andere Frauen kennenlernen, ist immer so dieses Eifersuchtsthema da und es ist auch, wenn wir ehrlich darüber sprechen, das hatten wir jetzt auch gerade wieder, ich glaube, letzte oder vorletzte Nacht, wir können nicht garantieren und wir können nicht wissen, was dann passiert.
Es kann sein, weil sie hatte das Gefühl, als ich letztes Mal erzählt habe, wenn ich da bei der Sex-Positiven-Party, ist sie früher gegangen, ich bin dann eine halbe Stunde später, wenn dann was passiert wäre, ich Sex gehabt hätte mit einer anderen Frau, sagt, sie weiß hier nicht, was passiert, sie hatte so die Angst, es könnte sein, dass es so ein Bruch dann eben zwischen uns ist und wir haben dann ein ganz ehrliches Gespräch geführt, wo ich gesagt habe, ja, es kann sein, dass es passiert, aber wenn ich darauf jetzt verzichte, wieder, was ich immer wieder gemacht habe, dann werde ich nicht glücklich, weil ich habe das schon so oft erlebt und ich will jetzt meinen Weg gehen und entweder schaffen wir das irgendwie so zusammen zu gehen und es gibt halt dieses gewisse Restrisiko und wir müssen schauen, wie wir damit umgehen. Das gehört für mich auch so, wo ich gemerkt habe, so ein bisschen zu einem glücklichen Leben dazu, ist Risiko. Es gibt nicht die Garantie und die Sicherheit im Leben. Leben ist immer ein gewisses Stück weit Risiko.
M: Was ich da sehr interessant finde, eben diese Frage nach dem Bruch, weil die Sache ist, wenn ich mich anfange zu verstellen oder Dinge zu unterdrücken, dann ist der Bruch eigentlich garantiert. Die Frage ist nur, wie lange er dauert, bis es dazu kommt. Weil, was ich sehr interessant finde, du hast es von den verschiedenen Frauen und Beziehungen erzählt und dass dort entweder noch schon freundschaftlicher Kontakt geblieben ist oder auch jetzt noch probiert wird, ob dieser freundschaftliche Kontakt erhalten bleiben kann. Ich zum Beispiel habe gemerkt, dass in den Beziehungen da ist eigentlich keine Substanz bisher da gewesen, die sozusagen für eine Freundschaft gereicht hätte.
Man hatte eine sexuelle, intime, körperliche Nähe und so und ist sich auch persönlich nahe gekommen. Aber es ist jetzt für mich zum Beispiel bei früheren Kontakten nie was draus gewesen, wo ich sagen würde, okay, da ist jetzt irgendwie eine Beziehung, wo es einen regelmäßigen Kontakt gibt. Wo ich auch ein Stück weit ambivalent bin, aber eher deswegen, weil ich eben auch selber noch so ein bisschen mehr nach anderen Gemeinschaften und Kontakten suchen, die sich halt dort dafür nicht angeboten haben. Weswegen das sozusagen so ein bisschen dieses Bedauernis, das halt da nicht geklappt hat. Aber eben, das ist auch verständlich, weil es eben nicht die Grundlage dafür gab. Und da ist es halt, finde ich es unglaublich schön zu hören, wie du sagst, okay, bei dir bleibt etwas nach der Beziehung. Das heißt, die Beziehung ist nur, wenn die Sexualität oder eine bestimmte Nähe, Intensität sozusagen aufhört, ist die Beziehung nicht vorbei. Weil wir stehen auch mit Menschen in Beziehungen, in denen wir nicht in Paarbeziehungen sind. Das ist ja auch wieder, Beziehung ist vielfältig. Es gibt nicht nur Paarbeziehungen, es gibt auch, also auch nicht nur das, was wir mit Sexualität und Intimität haben, sondern wir haben ja noch ganz andere Formen von Beziehungsmöglichkeiten.
Und da ist die Frage, wie viel Intensität braucht einen Kontakt, damit er lebendig bleibt? Und bei manchen, ich habe das öfter mal von guten Freunden gehört, ich bin auch nicht so der erfahrene Freundestyp, also, dass ich sagen kann, ich hätte irgendwie Freunde, die irgendwie 20 Jahre, die ich kenne, und man hat sich 10 Jahre nicht gesehen, ruft sich an, und es ist so, als würde man gestern sozusagen nahtlos an die Freundschaft anschließen. Sowas kenne ich leider aus meiner Erfahrung auch nicht, aber das ist zum Beispiel etwas, wo ich mir denke, ja, da ist sehr viel Grundlage dann da, wenn sowas besteht. Und man kann es nicht erzwingen, aber eben, wenn man versucht, es zu bewahren, indem man sich verstellt oder indem man Dinge nicht nachgibt, dann ist es halt tatsächlich das Risiko, dass man es dann wahrscheinlich preisgibt, dass man dann sagt, okay, in dem Moment, wo ich in der Beziehung ja nicht komplett sein darf, ich darf nicht so sein, wie ich bin, ist sehr wahrscheinlich, dass die Beziehung nicht auf Dauer das Stand halten kann, weil ich kann eben das verbiegen, funktioniert nicht für eine stabile Beziehung.
R: Genau, noch einen schönen Abschlusssatz, denke wir kommen langsam zum Ende, ist, was du auch gesagt hast mit der Beziehung und der Grundlage, das hatte ich ja auch am Anfang gesagt, auch Freundschaften sind ja eine Form von der Beziehung. Und das ist sehr interessant, weil meine Ex-Freundin, mit der ich ja jetzt eine gute Freundschaft pflege, sie immer fast vehement gesagt hat und so da ein bisschen drauf besteht, wir haben uns nicht getrennt, nur unsere Beziehungsform hat sich geändert. Und das finde ich eigentlich auch so einen schönen Gedanken, was es sehr gut auf den Punkt bringt.
M: Ja, wir können langsam abschließen, weil du hast sehr, sehr viel erzählt. Wir sind sozusagen in den letzten Tagen deines Lebens gerade schon angekommen mit den Dingen, die weiterhin bei dir in Bewegung sind. Es ist wirklich sehr schön gewesen zu spüren und zu hören, wie sich die Dinge verändert haben für dich und wie viel Lebendigkeit und eben das Leben bleibt nicht plötzlich stehen oder es kippt einfach in eine andere Richtung. Es ist eben die Lebendigkeit und in Bewegung. Es ist immer noch viel Dynamik. War sehr spannend zu hören, dass sozusagen das Thema der Unsichtbarkeit hattest du ja sozusagen so sehr früh dann auch in Resonanz und dass sich das Thema geändert hat.
Und wenn jetzt gerade sozusagen der Baustein der Überforderung, das heißt sozusagen, du in deine männliche oder in deine eigene Form von Männlichkeit stärker reinfindest und plötzlich diese Fluchtreflexe oder diese Erstarrung dann auch damit abnehmen, weil du plötzlich merkst, Moment, ich bin gar nicht überfordert. Also die Energien, die mich umgeben, überfordern mich nicht mehr. Ich kann dort stehen. Ich kann dort der sein, der ich will und kann plötzlich mit diesen Momenten weiter in Resonanz gehen. Ich kann lebendig bleiben in dem Moment und bin gar nicht mehr überfordert. Also auch da bin ich sehr gespannt und wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und Erfolg, das weiter, diese Lebendigkeit auszuprobieren. und ich danke auch allen Zuhörys. Ich hoffe, ihr hattet eine interessante Geschichte gehört und nehmt viel Inspiration mit für euch und schreibt gerne in die Kommentare, womit ihr in Resonanz geht. Was möchtest du, Ralf, noch den Zuhörys mitgeben für den Abschluss des Podcasts?
R: Ja, vielen Dank, super. Also mein Wunsch ist einfach, dass da einfach ein bisschen Inspiration für die Zuhörer dabei war und vielleicht das eine oder andere mitgenommen werden konnte oder kann. Was ich auch gelernt habe, dass egal, was du erlebt hast oder nicht, du bist gut, so wie du bist und das erlebe ich halt jetzt immer mehr und immer stärker und eine Erfahrung, die mir gerade noch eingefallen ist seit der letzten Veränderung auch, die sehr aktuell ist, was ich auch wahrgenommen habe, ist, dass es mir immer, weil ich auch aufgrund dieser Thematik, dass ich eben so unsichtbar war und so als Einzelgänger im Leben unterwegs war, schrägstrich bin immer noch, dass ich sehr passiv durchs Leben gegangen bin und auch in Gruppen immer.
Ich habe eine soziale Phobie, wobei die auch immer mehr schwindet. und das Interessante ist, dass ich da auch immer wieder meine Ängste überwunden habe und ich bin aber in den Gruppenveranstaltungen, immer in den Pausen, dann bin ich immer geflüchtet und auch in den Übungen habe ich mich eher immer finden lassen. Was ich sehr stark jetzt beobachtet habe, seit diesem Prozess in der letzten Woche, wo ich mehr in meine Männlichkeit gekommen bin, schon an demselben Abend, das ist ja relativ am Anfang passiert, habe ich richtig wahrgenommen, wie ich jetzt anfange, selber aktiv in Kontakt zu gehen und den Kontakt zu suchen, wirklich dann mit dem Augen, okay, wer will in Kontakt gehen und dass ich dann aktiv auf diesen Menschen zugehe, was früher, wie gesagt, eben immer gegenteilig war und das war auch etwas, wo ich irgendwie Freude über die Veränderung eben gespürt habe, was einfach sehr schön ist, was mich gerade sehr bewegt, berührt und einfach glücklich macht, wo ich gemerkt, wo ich diese Veränderung festgestellt habe.
Ah, okay, ich kann jetzt wirklich selber, bin gerade auf dem Weg, wirklich mein Leben selbst aktiv zu gestalten und nicht immer nur abzuwarten, was kommt auf mich Schönes zu, sondern kann selbst und erlebe das immer mehr, auch hier in dieser Dreierbeziehung, wofür ich sehr geschätzt und geliebt werde durch diese Ehrlichkeit und diese Befindlichkeit und all das, was ich mit reinbringe, was ich so auch nie gesehen habe und wertgeschätzt habe, da wirklich in die Wertschätzung zu gehen, dass egal, was du hast, weil auch gerade die ganzen Traumata, was du erlebt hast, macht dich eigentlich sehr stark, du hast immer eine Stärke, weil es ist auch wieder eine Sache des Fokus, in einem Kontext ist es vielleicht eine Schwäche, aber in anderen vielleicht eine Stärke und zu schauen, wo kann das deine Gabe sein und wo kannst du deine Gabe eben für einsetzen und das erlebe ich halt auch immer mehr, wo kann ich meine Gaben einsetzen, wo werden meine Gaben geschätzt.
Da auch noch einen kurzen Abschluss, das was gemerkt hat, auf dieser Sexparty, war auch eine sehr interessante Erfahrung, was vielleicht auch wirklich die Zuschauer vielleicht mitnehmen können, ist, dass sie wirklich gemerkt hat, auch Thema Selbstliebe, ich bin nicht schlecht, weil es mir nicht gefällt, sondern ich bin im falschen Umfeld, ja, das heißt, die Frage ist, wenn du dich nicht gut fühlst, sind die Menschen um dich die Richtigen oder die Passenden, die zu dir passen? Das ist eine Frage, glaube ich, die sehr wertvoll ist, die man mitnehmen kann, zum Abschluss zu schauen, ah, okay, wo werde ich gesehen, wo werde ich wertgeschätzt, was ist das Umfeld, was zu mir passt und nicht zu schauen, ah, wenn irgendwie was nicht stimmig ist, bin ich falsch, also sich selbst in Frage zu stellen, sondern wo bin ich geliebt, gesehen und das, was ich erfahren habe, es gibt diese Menschen überall, du musst nur in die für dich passenden Umfelder gehen, dann wirst auch du geschätzt und gesehen und das wünsche ich jedem Menschen, jedem Zuhörer. Vielen Dank.