Jede Utopie hat ihre Geschichte. Wer sich meine Arbeiten von 2007 anschaut, dürfte darin bereits einige Elemente wiedererkennen, welche ich auch in meinem Buch „Freiwilliges Grundeinkommen statt Gewalt“ verwende.

Wie sähe unsere Gesellschaft aus, wenn meine Ideen für ein alternatives Steuer- und Sozialsystem umgesetzt worden wären? Wenn die Finanzkrise 2008 nicht zur Rettung von Banken geführt hätte, sondern stattdessen das Grundeinkommen mittels Komplementärwährung eingeführt worden wäre. Wenn wir ein Steuersystem verwirklicht hätten, welches für jeden leicht verständlich ist und wir über die Verwendung der Steuern mitentscheiden dürften. Ich möchte in diesem Beitrag nicht darüber spekulieren, was hätte sein können. Stattdessen möchte ich meine Schritte nachvollziehen und betrachten, welche Teile meines Buches schon 2007 erkennbar waren und welche Zwischenschritte es bis 2022 gegeben hat.

Vom umlaufgesicherten Geld zum Gleichgewichtsgeld

Ein wichtiges Element ist das entworfene Geldsystem, zu welchem mir damals noch die Bezeichnung Gleichgewichtsgeld fehlte. Allerdings wäre die Bezeichnung damals noch gar nicht korrekt gewesen. Die in der Arbeit entworfene Komplementärwährung „Neuro“ war der Beschreibung nach tatsächlich noch als umlaufgesichertes Geld konzipiert. Erst zwischen 2013 und 2014, als ich mich auch vom Staat als notwendigem Bestandteil einer zukünftigen Gesellschaft immer weiter gelöst habe, spreche ich in meinen Vorträgen ab 2014 schließlich nicht mehr von einer Umlaufsicherung, sondern von Geldlöschung. Da ist es auch nachvollziehbar, dass Dag Schulze im Jahr 2014 schließlich den Begriff „Gleichgewichtsgeld“ für diese Geldsystematik vorgeschlagen hat.

Der Unterschied zwischen einem umlaufgesicherten Geld und der Geldlöschung im Gleichgewichtsgeld mag für den einzelnen Nutzer kaum relevant sein. In beiden Fällen nimmt sein nomineller Geldbetrag ab. Ich halte den Unterschied trotzdem für bedeutsam, vor allem in psychologischer Hinsicht. Die Umlaufsicherung kann als Gebühr oder Steuer betrachtet werden. Soweit diese Zahlungsverpflichtung nicht freiwillig eingegangen wurde, kann diese als gewaltsame Umverteilung angesehen werden. So wie Bankkunden bis Mitte 2022 in vielen Fällen der Negativzins aufgezwungen wurde. Wenn die Geldeinheiten gelöscht werden und nicht von anderen Personen oder Institutionen vereinnahmt werden, findet dadurch auch keine Umverteilung statt. Wurde die Nutzung einer solchen Währung zudem frei gewählt, dürfte dieser Vorgang der Löschung auf mehr Akzeptanz stoßen.

Vom Bürgerparlament zu Delegiertenräten

In meiner zweiten Arbeit zu einem alternativen Steuersystem hatte ich ein Bürgerparlament vorgesehen. Auch in diesem sollte es bereits ein System der permanenten Wahl geben, auch wenn die Teilnahme noch auf Wahlberechtigte eingeschränkt war. Ebenso war vorgesehen, dass die Bürger selbst entscheiden sollten, für welche staatlichen Projekte die von ihnen zu zahlende Einkommensteuer zu verwenden sei. Das Bürgerparlament hatte damals noch die Möglichkeit Gesetze zu verabschieden, mit welchen Menschen auch gegen ihren Willen Lasten hätten auferlegt werden können.

Im Jahr 2017 habe ich an einem Wettbewerb teilgenommen. Es ging darum Ideen einzureichen, wie ein neues globales System aussehen könnte, mit dem es uns gelingt, die globalen Risiken zu bewältigen. Für meinen Vorschlag habe ich meine früheren Vorstellungen vom Bürgerparlament neu konzipiert und in das dreistufige System der Delegiertenräte überführt. Die Delegierten in den Räten haben nur noch die Aufgabe, Projekte zu initiieren und zu betreuen, welche von den Menschen per Crowdfunding finanziert werden sollen. Mein damaliger Entwurf trug bereits den Titel „Freiwillige globale Kooperation“ und ich habe ihn in Englisch eingereicht.

Abschlussarbeiten zum Nachlesen

Damit waren die beiden Kernelemente meiner Utopie gefunden, in Form des Gleichgewichtsgeldes und den Delegiertenräten. Wer möchte, kann meine Arbeiten von 2007 entweder als PDF nachlesen oder als Videolesung nachhören: