In dieser Folge spreche ich über den Umgang mit Griechenland und seinen Problemen seine Schulden weiter bedienen zu können.

Die ursprüngliche Aufnahme ist vom 01.07.2015 und Ihr findet sie hier. Für den Podcast habe ich das Audio überarbeitet und soweit möglich Pausen, Störgeräusche sowie Verzögerungslaute entfernt.

Im Mem-Tagebuch teile ich mit Euch meine Gedanken zu gesellschaftlichen, philosophischen oder politischen Themen.

Transkript

Jeder Block entspricht ca. 30 Sekunden im Audio.

Willkommen zur ersten Folge des neuen Mem-Tagebuchs. Ein neues Format was ich jetzt hiermit anfange. Worum geht es? Einzelne Gedanken aufzunehmen und zu verbreiten ohne dass es als zu viel Vorbereitung benötigt. Und dazu nehme ich Euch einfach immer ein Stück mit in den Wald und erzähl Euch ein paar Sachen. Was für Gedanken mich beschäftigen und vielleicht der eine oder andere Gedanke den Ihr gerne weitertragen könnt.

Und aktuell worum geht es natürlich, um das Thema Griechenland. Sage bewusst nicht Griechenlandkrise weil: Was ist denn dieses Krise eigentlich und worum geht es bei dieser ganzen Geschichte?
Spannend ist an der Stelle, wie darauf reagiert wurde, dass der griechische Regierungschef, diese Volksabstimmung jetzt am Wochenende machen will oder vielmehr ist es ja eine Volksbefragung. Wo es darum geht: Wie steht denn die Bevölkerung selber hinter diesen ganzen Maßnahmen, die von der EU oder von den europäischen Ministern/Finanzministern gefordert werden die Griechenland jetzt alle noch umzusetzen habe, damit sie weiterhin Geld bekommen. Damit sie letztendlich weiterhin ihren Schuldendienst leisten können.

Wer sich vielleicht ein bisschen mit Verhandlungskonzepten mal auseinandersetzt. Es gibt eben nicht nur das Harward-Konzept des WinWin, sondern solche Verhandlungen wie diese sind eher harte Verhandlungen und da ist es offensichtlich sehr geschickt gewesen, was er da angestellt hat. Denn die anderen Minister haben sehr verärgert darauf reagiert. Weil sie offensichtlich merken, dass es durchaus ein Gewicht hat, wenn er am Montag mit der Unterstützung seines Volkes tatsächlich wieder in die Verhandlungen zurückkehrt uns sagt: „Ich hab mein Volk hinter mir und die sagen, so nehmen wir das Zeug nicht an.“ Es ist ja auch nicht so, dass er es generell ablehnt. Weil, es gab heute noch wieder ein Schreiben, indem er zumindest auf einige Punkte eingegangen ist. Aber eben immer noch selber entscheiden möchte, welche Sparmaßnahmen in welcher Form und auch in welchen Fristen umgesetzt werden.

Da ist letztendlich die Frage, soll ein Regierungschef selber noch die Hand darüber behalten welche Gesetze und welche Maßnahmen in seinem Land verabschiedet werden. Oder ist es tatsächlich legitim, dass Einzelpersonen aus anderen Ländern, die ja in der Form für diese Maßnahmen überhaupt nicht demokratisch legitimiert sind, über solche Dinge entscheiden. Auf der anderen Seite ist immer noch die Frage: Worum dreht sich überhaupt die ganzen Verhandlungen? Es geht ja letztendlich darum, dass griechische Volk in irgendeiner Form Rechnungen zu begleichen hat, die von anderen ausgehandelt wurden, von denen, die das Geld ausgegeben haben. Und jetzt soll das griechische Volk, in Form seiner Lebenszeit, umgerechnet in Steuern, wiederum dafür bezahlen und da ist doch eher die Frage: Wie gerecht ist das denn tatsächlich?

Und so viele Gelder sind Griechenland bisher überhaupt nicht erlassen worden. Weil dieser erste Schuldenschnitt 2012, mit den 105 Milliarden, tatsächlich eine Entlastung waren, das kann ich im Moment nicht genau nachvollziehen, weil ich nicht weiß ob die Netto wirklich dann erlassen wurde. Auf jeden Fall die späteren angeblichen Schuldennachlässe, die waren keine Schuldennachlässe im nominellen Sinne sondern nur, dass die Schulden über einen längeren Zeitraum und zumindest mit weniger Zinsen zurückgezahlt werden sollten. Das ist aus meiner Sicht kein Schuldennachlass, sondern eher ein Verzicht auf versprochene Gewinne, die man sozusagen aus irgendeiner Bevölkerung herauszieht. Insgesamt stelle ich auf jeden Fall in Frage, wie legitim es eigentlich ist, diese ganze Steuerthematik, zu sagen: „Es ist legitim, dass einige Wenige darüber entscheiden was mit Steuergeldern und damit mit der Lebenszeit von vielen Millionen Menschen zu passieren hat.“

Ich selber bin an der Stelle sehr kritisch uns sage: „Ich finde es nicht in Ordnung, dass eben ohne die Bevölkerung, dass sie selber überhaupt nicht entscheiden darf, dass dieses Geld für dieses oder jenes ausgegeben wird.“ Und letztendlich haben diese ganzen Zwangsmaßnahmen, die der griechischen Regierung dort verordnet werden, dass sie sie dann durchsetzen solle, keine wirkliche Perspektive, wie Griechenland von diesem Schuldenberg runterkommen soll. Genauso wenig wie alle anderen europäischen Länder irgendwelche sinnvollen Aussichten haben, diese Schulden mal eben abzutragen.

Und das nächste ist die Frage: Was steht diesen Schulden tatsächlich gegenüber? Die meisten dieser Gelder laufen inzwischen von Banken. Und diese Banken können im Endeffekt in unserem Geldsystem heute so viel Geld erzeugen wie sie wollen. Das heißt, es geht überhaupt nicht darum ob da irgendwelches Geld von Sparern wirklich dahinter steht. Sondern das Geld wird in dem Moment gebucht, solange man die Schuldtitel von Griechenland sozusagen dem gegenüber stellt. Die Frage ist halt nur, wie lange ist es eben glaubwürdig genug, dass man sagt, irgendwann wir sozusagen diese Spirale enden. Griechenland nicht ständig neue Schulden aufnehmen kann, um die Schulden und die einzelnen Kredite die ausstehen zurückzuzahlen.

So wie eben die Rate vom IWF Dienstagnacht sozusagen geplatzt ist oder nicht gezahlt werden konnte. Aber letztendlich sind es eben alles nur Luftbuchungen, die unserem Geldsystem einfach so möglich sind. Da stehen nicht wirklich Sparer dahinter, die ihr Geld verlieren. Das war eigentlich nur an der ersten Stelle, wo tatsächlich Privatpersonen die Staatsanleihen von Griechenland gehabt haben, sozusagen umfirmiert wurden und tatsächlich ihren nominellen Anspruch gegenüber Griechenland eingebüßt haben. Bei den Banken sind es nur reine Buchungsgeschichten.

Die Frage ist: Weswegen? Selbst wenn man in Deutschland Griechenland so hinstellt, als würde Griechenland die deutschen Steuerzahler ausnehmen. Es fließen keine Steuergelder, sondern es fließen vor allen Dingen Bankkredite. Die, solange sie halt nicht abgeschrieben werden, auch keiner Gegenbuchung bedürfen. Insofern möchte ich einfach an der Stelle den Rahmen etwas größer setzen uns sagen: „Es geht an der Stelle gar nicht wirklich um Griechenland und irgendwelche Zahlungsverpflichtungen.“ Sondern es geht tatsächlich die Frage: Systematik unseres Finanzsystems und unserer Staaten, dass es legitim ist, dass dort über Lebenszeit auf Jahre hinaus im Endeffekt von Menschen entschieden wird und wie mit deren Lebenszeit in Form von Steuern und Abgaben, die dort erhoben werden, überhaupt verfahren wird.

Soweit für heute ein paar Gedanken einfach zum Griechenlandthema. Und bis auf demnächst. Tschüss.