Dieses Mal widme ich mich der Unsitte, dass Menschen meinen mit Druck kreative Denkprozesse beschleunigen zu können.

Die ursprüngliche Aufnahme vom 15.09.2015 findet Ihr hier. Für den Podcast habe ich das Audio überarbeitet und soweit möglich Pausen, Störgeräusche sowie Verzögerungslaute entfernt.

Im Mem-Tagebuch teile ich mit Euch meine Gedanken zu gesellschaftlichen, philosophischen oder politischen Themen.

Transkript

Jeder Block entspricht ca. 30 Sekunden im Audio.

Willkommen zum heutigen Mem Video. Heut zum Thema Druck. Die Geschichte dazu ist: Ich habe gestern einem Dokument hinterhertelefoniert, wo ich schon vor zwei Wochen angestoßen habe, dass ich das mal zugeschickt bekomme. Und so ganz nebenbei, wo die nette Dame im Callcenter das Thema noch mal aufgenommen hat. Meinte sie dann so: „Ja, ich nehme das nochmal auf und schicke das dann rüber, um nochmal Druck zu machen.“ Und da dachte ich mir auch, zwar nicht in dem Moment, weil ich war gerade noch damit beschäftigt, naja eigentlich wollte ich ja lieber wissen wann ich denn jetzt erwarten kann, dass das Dokument kommt. Und nicht ob man irgendjemandem da irgendwie Feuer unterm Hintern macht.

Weil letztendlich ist doch genau das der Punkt. Es bringt an der Stelle nichts. In aller Regel sind die meisten Jobs heute, vor allen die Bürojobs und ähnliches. Entweder so stupide, dass sie eigentlich gar nicht von Menschen gemacht werden müssten. Oder wenn doch noch Menschen involviert sind. Dann ist in aller Regel irgendeine Arbeit die auch ein bisschen Denken und Mitdenken erfordert. Und der ganze Kopfbetrieb. Das heißt Denken, seine Handlungen steuern und so weiter. Das lässt sich mit Druck überhaupt nicht in irgendeiner Form beschleunigen. Im Gegenteil. So von wegen: „Jetzt mach! Jetzt mach!“ Und noch irgendwie antreiben und sonst irgendwas. Und irgendwelche Konsequenzen setzen wenn man das mit irgendwelchen bescheuerten Terminen sozusagen nicht schafft, dass zu beenden, wird eher zur Blockade führen.

Und ich finde es halt eigentlich erschreckend, wie stark dieser Aspekt, jemandem Druck zu machen, damit er hoffentlich seine Arbeit letztendlich schneller erledigen soll. Immer noch eigentlich ein sehr starkes Mem ist, was sich konstant hält. Obwohl eigentlich schon seit Jahren, Jahrzehnten letztendlich klar ist, dass intellektuelle Fähigkeiten nicht dadurch beschleunigt werden können, wenn man Menschen unter Druck setzt. Sondern im Gegenteil, dass man damit genau ihre Fähigkeit und Handlungsmöglichkeiten beschränkt. Weil sie eventuell dann selber unter Angst geraten. Oder einfach nur innerlich kündigen.

Die Motivation gleich Null wird. Oder eventuell im Betrieb sogar noch anfangen Schaden anzurichten. Mir selbst ist das Thema oder vielmehr die Geschichte dazu, das erste Mal begegnet als ich so um 2000 rum, 2001 das erste Mal im IT Bereich als Softwareentwickler gearbeitet habe. Und da war die Standardlektüre Tom DeMacro „Der Termin“. Und da ist letztlich auch die wunderbare Erkenntnis drin: Druck erhöht die Geschwindigkeit in dem eine Person entwickeln kann. Indem sie neue Lösungen findet oder überhaupt irgendetwas umsetzen kann, in keinster Weise. Im Gegenteil. Es ist viel sinnvoller da zu überlegen, wie kann man die Leute motivieren. Wie kann man sie bei der Arbeit halten.

Wie kann man ihnen die Tätigkeit so interessant wie möglich machen. Und möglichst alles andere ausschalten. Von Vorgesetzen bis unsinnigen Terminen, um dafür zu sorgen, dass sie sich eben kreativ betätigen können. Das soweit heute für das Mem Video. Die Frage ist: Wie oft begegnet Euch im Alltag das Thema, dass jemand meint mit Druck irgendeine Sache beschleunigen zu können. Anstatt einfach zu sagen: Okay, ich möchte mit jemandem zusammenarbeiten. Brauchen natürlich auch irgendwie Termine, um zu wissen wann was als nächstes gemacht werden kann. Aber nicht indem sie von außen gesetzt werden. Sondern indem man versucht auf kooperative Arte und Weise solche gemeinsamen Ziele festzulegen. Wann man Sachen erledigt haben will. Und damit zurück in Euer Leben. Und viel Spaß beim Beobachten, wann Leute unter Druck gesetzt werden, um etwas zu erreichen. Bis dann. Tschüss.