Heute ausgehen von den Rabattschlachten, mit welchen Unternehmen uns zum Kaufen animieren wollen auch Gedanken dazu, welche Aufgabe Unternehmen primär erfüllen. Sollen Unternehmen unsere Bedürfnisse stillen oder sind sie nur dazu da um Gewinne zu machen?

Die ursprüngliche Aufnahme vom 12.01.2016 findet Ihr hier. Für den Podcast habe ich das Audio überarbeitet und soweit möglich Pausen, Störgeräusche sowie Verzögerungslaute entfernt.

Im Mem-Tagebuch teile ich mit Euch meine Gedanken zu gesellschaftlichen, philosophischen oder politischen Themen.

Transkript

Jeder Block entspricht ca. 30 Sekunden im Audio.

Willkommen gleich noch zu einem zweiten Video heute. In der Mem-Tagebuch Reihe. Es gibt noch da sogar Überschneidungen zum ersten Video. Weil es letztlich darum geht: Wofür sind Unternehmen eigentlich da? Das Thema ist Preise und Rabatte. Insbesondere Rabattschlachten. Ich weiß gar nicht ob der Winterschlussverkauf schon wieder formal begonnen hat. Weil rechtlich gibt es ja da keine Einschränkung mehr. Die Rabattgesetze wurden abgeschafft, das heißt die Geschäfte können jederzeit mit beliebigen Rabatten Kunden in ihre Geschäfte ziehen. Mir geht es dabei um einen anderen Punkt. Und Anlass ist zum Beispiel für mich der Wintersale bei Steam.

Weil ich spiele immer noch sehr gerne. Und letztlich ist für mich da immer wieder die Frage, auch so ein bisschen so hin- und hergerissen sein, zwischen günstig Spiele ergattern, aber auf der anderen Seite auch zu sagen: Hm, wenn ich ein Spiel für ein oder zwei Euro – oder sogar noch deutlich weniger, weil im Steamsale kann man auch Spiele schon kaufen, die nur wenige Cents kosten – ist die Frage, welchen Sinn macht es eigentlich überhaupt noch, dass diese Spiele etwas kosten. Weil letztlich kann der Entwickler daran nichts mehr verdienen. Und ich hatte auch mal was gelesen, inwieweit die Entwickler letztlich auch nicht vollkommen frei sind, in der Entscheidung, ob sie bei solchen Steamsales mitmachen oder nicht.

Das ist ein anderes Thema, darüber habe ich mich jetzt nicht weiter eingelesen. Grundsätzlich geht es mir einfach darum: Was macht es im Endeffekt, wenn wir Dinge zu Rabatten angeboten bekommen. Wie soll letztlich noch eine Wertschätzung über den Preis stattfinden, wenn bei den Computerspielen letztlich Rabatte bis zu irgendwie 90% oder sowas durchaus zu erwarten sind. Andererseits gibt es diese Rabatte tatsächlich auch im Winterschlussverkauf, wo locker mal 50%, 60% oder 75% Rabatt sicherlich gewährt werden. Und da ist doch die Frage: An was gewöhnt man die Konsumenten, wenn man ihnen letztlich, auch gerade in der Mode, zweimal im Jahr signalisiert:

Hier diese Waren, wenn Du die vor zwei oder drei Monaten gekauft hast, bist Du ein ziemlicher Trottel. Weil jetzt kriegst sie gerade Mal noch für ein Viertel des Preises. Das bedeutet doch umgekehrt auch, dass halt verdammt viel Luft in den Preisen ist. Ich würde es zumindest wünschen, dass letztlich nicht nur ein Produkt selber von Qualität und Lebenszyklus her eine längere Zeit hält. Sondern dass auch das was ich dafür bezahlt habe, es noch irgendwie sichtbar ist: Okay. Dieses Produkt hat auch noch diesen Wert. Also auch vielleicht noch ein halbes Jahr später. Das macht es im Endeffekt, also für mich zumindest, immer schwieriger zu überlegen, bin ich tatsächlich bereit das Geld dafür zu bezahlen, wenn ich genau weiß.

Ich bin immer sehr erstaunt, wenn es tatsächlich Menschen gibt, die zum Beispiel das bei Smartphones oder halt ganz neu rausgekommenen Tablets usw. oder anderen Produkten im IT Bereich tatsächlich mitmachen und noch bereit sind Preise zu zahlen wo man genau weiß, in drei Monaten kann man es für die Hälfte kaufen oder noch stärkerer Preisverfall dort in diesem Bereich. Zurück zu dem Steamsale. Dort letztlich die Frage: Wenn man überhaupt noch Vollpreisspiele kaufen will.

Ich hab es früher tatsächlich – also ist jetzt wahrscheinlich auch schon 15 Jahre her – wo ich meine letzten Vollpreistitel für ja 50, 60 Mark. Also 60 Mark haben damals glaube ich noch gar keine Spiele gekostet, aber vielleicht 50 Mark mal. Inzwischen sind wir ja bei 50, 60 Euro. Die ja durchaus so ein Vollpreistitel versuchen kann reinzubekommen. Natürlich haben sich die Kosten usw. auch stark verändert. Also die Kostenstrukturen sind deutlich andere geworden. Das ist mir auch durchaus klar. Nichtdestotrotz ist die Schwierigkeit letztlich auch, wie passt es in unsere Ökonomie heutzutage. Weil letztlich die Finanzierung immer zweimal stattfindet.

Einmal natürlich die Vorfinanzierung, das heißt man braucht zuerst irgendein Kapital, um etwas anzuschaffen, um etwas zu erschaffen. Und dann sind aber Maschinen usw. die angeschafft werden, werden dann abgeschrieben damit letztlich die nächste Maschine angeschafft werden kann. Und so ist es bei Computerspielen letztlich auch, das heißt es wird vorinvestiert, das heißt Entwickler werden zwei oder drei Jahre bezahlt, die alle an diesem Produkt mitwirken. Und das Produkt muss dann so viel einbringen, dass es zumindest die Kosten deckt. Und natürlich die nächsten zwei bis drei Jahre abdeckt. Ich muss sagen, das ist schon etwas sehr schwieriges letztlich, dass in diesem Rahmen auch Dinge produziert werden, die sich eben nicht in dieser Masse absetzen lassen.

Und da sind wir letztlich auch wieder bei meinem Lieblingsthema natürlich, das Thema Erwerbsarbeit und die Frage ist: geht es bei der Arbeit um Erfüllung oder geht es nur bei der Arbeit letztlich um Versorgung mit dem notwendigen Kleingeld, damit man sein Lebensunterhalt fristen kann. Also ich wünsche zumindest jedem, dass es zumindest etwas von beidem hat. Also das nicht allein im Vordergrund steht, dass die Miete bezahlt werden muss, dass die Lebensmittel gekauft werden können. Sondern das zumindest irgendwo immer noch auch die Berufung im Beruf erlebt werden kann. Ich würde es zumindest gern jedem wünschen.

Für mich selber ist es ja deswegen auch so, dass ich momentan ausgestiegen bin und mich genau versuche eben mit meinem Thema der Komplementärwährung in einen Bereich zu begeben wo ich sagen kann: Das empfinde ich als Berufung. Das macht mir einfach unglaublich viel Spaß dort Dinge zu bewegen, mit Menschen zu diskutieren, mich auszutauschen. Und letztlich auch auf dem Weg unsere Gesellschaft ein Stück zu verändern. Und ich sehe schon, ich komm relativ weit weg von dem Preisthema. Letztlich geht es darum, um Werte, um Wertschätzung. Und es fällt mir zunehmend schwerer zu sagen, ein Produkt ist das wert was sozusagen als Preis neben ihm steht.

Im Moment ist es so, dass ich sozusagen von meinen Ersparnissen lebe, um diese Komplementärwährungsgeschichte aufzubauen und dort Unterstützer zu finden. Wenn sozusagen kein Geld mehr nachkommt, bekommt jeder Euro, jede einzelne Einheit nochmal einen anderen Stellenwert. Als wenn ich weiß: Okay. Ich gebe irgendwie vielleicht 10% oder 20% oder 50% meiner Einkünfte im Monat aus. Ich weiß für viele mag es noch mehr sein. Aber als Freiberufler waren das damals durchaus Quoten, in denen ich irgendwo unterwegs war und zum Beispiel in der Schweiz gearbeitet habe.

Da was es durchaus so, dass ich 10% an Lebensunterhalt ausgeben musste und den Rest auf die Seite legen konnte. Und das ermöglicht mir eben jetzt diese Auszeit. In dieser Form mit Euch zu sprechen, über Themen anzuregen nachzudenken. Unsere ganze Welt oder vor allen Dingen unsere Gesellschaft und ihre ökonomischen und gesellschaftlichen Regeln infrage zu stellen. Und zu sagen, die Preise die dort drauf stehen, ist es das wirklich was wert, was da drin ist? Ihr seht schon, dass Preisthema interessiert mich sehr viel mehr als nur den reinen Warenaspekten.

Und bevor ich jetzt zu sehr in einen langen, thematischen, philosophische Abhandlung darüber gerate, kürze ich das Ganze ein bisschen ab und sag einfach nochmal: Überlegt Euch mal was es mit Euch macht, wenn Ihr genau wisst, dass ein Produkt in zwei, drei Monaten vielleicht mit 50% Rabatt verkauft wird. Seid Ihr dann noch bereit das ganze Ding jetzt schon zu kaufen? Oder wartet Ihr auch lieber ab? Und überlegt Euch ob Ihr das Geld, was letztlich Eure geronnene Lebenszeit darstellt, in irgendeiner Form dafür ausgebt. Oder dafür wirklich jetzt ausgeben wollt.

Weil schließlich ist das ja sozusagen der große Knackpunkt, den die EZB – um noch einen anderen Aspekt in Spiel zu bringen – die ganze Zeit versucht und bemüht, das Ihr ja nicht Euern Konsum aufschiebt. Sondern dass Ihr unbedingt so schnell wie möglich kaufen wollen sollt. Aber eigentlich sollt Ihr ja nur kaufen. Letztlich der Einzelhandel und auch das Internet, mit seinen vielen Rabatten und unterschiedlichen Preisangeboten für letztlich die gleichen Produkte. Eigentlich genau das infrage stellt. Das heißt wie viel ist ein Produkt tatsächlich wert. Und was ist es wert im Vergleich zu dem Preis der dort dran steht. Ich denke, dass da irgendwo einige Punkte drin stecken, wenn man sich anschaut warum diese Preise so unterschiedlich sind.

Dass man dann auch zu den Unternehmen zurückkommt und sich überlegen kann, natürlich ein Unternehmen will auch Gewinne machen, aber ist es seine primäre Aufgabe Gewinne zu machen? Das heißt: Was ist die primäre Aufgabe eines Unternehmen? Ist es Menschen zu beschäftigen, Menschen zu versorgen. Gute Produkte zu entwickeln. Oder ist die primäre Aufgabe eben tatsächlich – aus meiner Sicht dann leider nur – Gewinne zu machen. Weil nur für Gewinne diesen ganzen Aufwand, ist das nicht ein bisschen wenig? Letztlich ich als Mensch, mir geht es darum – also mir persönlich zumindest – meine Bedürfnisse zufrieden zu stellen. Auf die eine oder andere Weise.

In Kooperation und möglichst in freiwilliger Verbindung mit anderen Menschen. Und da ist dann die Frage: passen Unternehmen wirklich in diese Struktur. Also passen letztlich Unternehmen, so wie sie heute zu einem Großteil – ich möchte da vielleicht noch ein bisschen differenzieren, es geht hierbei nicht um Unternehmen sondern wahrscheinlich eher um Konzerne. Das heißt je größer und anonymer ein solches System letztlich funktioniert, desto weniger hat diese Struktur eine Erdung in der menschlichen Gesellschaft. Obwohl deutlich mehr Menschen dort arbeiten, ist sozusagen die Identität mit den Menschen deutlich geringer.

Das gibt es auch einen Film der dass, glaube ich, ein bisschen aufgreift, Corporations glaub ich heißt er. Da werden Unternehmen damit verglichen mit den Bewertungskriterien für einen Psychopathen. Der Hauptaspekt aus meiner Sicht ist, dass aufgrund der Strukturen die sich in einem Unternehmen herausbilden können, also nicht müssen sondern können und aufgrund der Größe dann eine gewisse Anonymität entsteht. Und aufgrund dieser Anonymität entsteht dann wiederum Verantwortungslosigkeit. Weil jeder meint nur im Namen von anderen zu handeln und für seine Einzelhandlungen nicht mehr verantwortlich ist. Aus dieser Anonymität heraus und der damit verbunden Verantwortungslosigkeit, passieren halt dann auch viele Dinge, die wir als verantwortliche Person, wahrscheinlich nie so entscheiden würden. Die wir uns aber als so ein Baustein in diesen Strukturen, nicht ausreichend reflektieren, nicht ausreichend Gedanken machen. Oder halt einfach auch keine Identität oder Identifikation mehr mit den Aufgaben dort haben. Ihr seht schon, weit weg von den Preisen aber letztlich hin zu dem Kern, zu der eigentlichen Frage: Was ist es wert, ein bestimmtes Produkt? Mit dieser Frage lasse ich Euch letztlich wieder zurück. Bis zum nächsten Video. Viel Spaß beim Reflektieren, warum es sinnvoll ist ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Oder es vielleicht sinnvoller ist es nicht zu kaufen oder später zu kaufen. Auf ein nächstes Mal. Tschüss.