In dieser Folge beschäftige ich mich mit Bitcoin und Ethereum und den unterschiedlichen Vorstellungen von Freiheit, welche mit diesen beiden Währungen verbunden sind sowie der Frage, welche Auswirkungen die Blockchain-Technologie auf die digitale Welt haben kann.

Die ursprüngliche Aufnahme vom 26.07.2016 findet Ihr hier. Für den Podcast habe ich das Audio überarbeitet und soweit möglich Pausen, Störgeräusche sowie Verzögerungslaute entfernt.

Im Mem-Tagebuch teile ich mit Euch meine Gedanken zu gesellschaftlichen, philosophischen oder politischen Themen.

Transkript

Jeder Block entspricht ca. 30 Sekunden im Audio.

Willkommen heute zu einer weiteren Folge der Mem-Videos. Heute geht es mir um das Thema „digitales Gold“. Und das geht vor allen Dingen um Bitcoin aber auch die anderen Währungen und letztlich Systeme inzwischen die auf dieser Blockchain-Technologie aufsetzen. Nachdem ich mich gestern mal wieder ein bisschen eingelesen haben, was denn so aktuell passiert ist. Das eine war, dass bei Bitcoin wieder eine Halbierung der Mining-Belohnung dort stattgefunden hat. Das andere war ein geradezu spannender Krimi und letztlich auch das Aufeinanderprallen verschiedener Ideologien.

Bei der DAO bzw. die Währung die dort mit dran hängt ist Ether das andere ist Ethereum oder so ähnlich, bin mir immer nicht sicher wie man das genau ausspricht. Auf jeden Fall geht es dabei um ein System das so DAO ermöglichen soll – decentralized automatic organizations. Wo es darum geht letztlich nicht einfach nur Cloud Computing zu betreiben, sondern tatsächlich Verträge aufzusetzen, die selber programmiert und intelligent agieren können und die sich nicht stoppen lassen, d.h. die so in einem dezentralisierten Computersystem aktiv sind.

Das sie auf Dauer in irgendeiner Form am Leben bleiben. Und diejenigen die halt dann dort aktiv sind und sich dort mit Rechenleistung beteiligen, werden halt dann in dieser Währung Ether in irgendeiner Form belohnt. Aber da will ich gar nicht so im Detail eingehen wie das Ganze funktioniert. Das spannende ist eher, dass – wie es halt öfter mal bei Software vorkommen kann – das eben kleine Bugs, Sicherheitslücken und was auch immer, alles gibt. Was dazu geführt hat, dass ein Black Hat-Hacker in der Lage war sich ziemlich viel von diesen elektronischen Währungseinheiten bei Ether oder bei Ethereum unter den Nagel zu reißen.

Und er selber aber vor allen Dingen ziemlich gegen diese ganze Geschichte ist. Und das spannende war jetzt: während die Verfechter von Bitcoin z.B. sagen, jede Transaktion ist endgültig und darf nie rückgängig gemacht werden, hat die Community die Ethereum dort unterstützt, einfach dann gesagt: Okay. Wir spalten die Blockchain auf. Wir machen die Transaktion wo letztlich dieser Transfer durchgeführt wurde, der eigentlich von den meisten Beteiligten unerwünscht war, außer von der Person die sozusagen dieser Black Hat dann ist, zunichtemacht. Nachdem zuerst das wohl recht gut umgestellt wurde, scheint es jetzt so zu sein, dass sich die Blockchain für Ether, dort einfach dann jetzt gespalten hat.

Und es jetzt ein Ether Classic gibt und ein neues Ether, dass sozusagen den Hard Fork – also auch wieder einer von diesen technischen Begriffen, wo es einfach heißt: wir sind nicht mehr abwärtskompatibel – und das heißt aus eins macht zwei. Das heißt die Währungseinheiten sind sozusagen jetzt zweimal existent, wenn man es geschickt anstellt. Man hat sie einmal in der Classic Blockchain und in der neuen Blockchain, kann das Geld sozusagen zweimal ausgeben. Gehören noch ein paar Wissen und Tricks dazu wie man das alles anstellt.

Die Frage ist eigentlich eher, wie dieser Ideologiekampf ausgetragen wird. Das heißt derjenige, der diese ganzen Ideen und Überlegungen die mit Ether und Ethereum da umgesetzt werden sollen, eben nicht gut heißt. Im Moment ist es so, dass man vor allen Dingen Rechenpower reinstecken muss, um letztlich bei Bitcoin zum Beispiel eben diesen Mining Reward zu bekommen. Und Ether möchte das oder Ethereum möchte das umstellen, dass es letztlich nicht Rechenpower ist, sondern dass an der Stelle – was dann auch durchaus einige Fragezeichen aufwirft – diejenigen die viel Ether haben. Also die schon viel Mining betrieben haben.

Oder in irgendein einer Form sonst letztlich Belohnungen erhalten haben. Das sie irgendetwas getan haben und von anderen mit diesen Geldeinheiten dann bezahlt wurden. Dass die dann mehr Power haben und letztlich: wer mehr Geld hat kommt zu mehr Geld. Also diese Systematik, die wir heute eigentlich aus meiner Sicht schon als problematische Entwicklung des Zinseszinssystems haben, würde aus meiner Sicht mit diesem System da auch nochmal verstärkt werden. Das heißt nach dem ersten Punkt, wo ich schon bei Bitcoin kritisch war und auch weiterhin bin, zu sagen: okay, das ist elektronisches Gold oder zumindest der Versuch diese Systematik zu wiederholen.

Auch wenn ich von den Überlegungen, dass die Goldwährungen so prima und super funktioniert hätten und vor allen Dingen so vorteilhaft für die Menschen oder die Menschheit als solches waren, möchte ich eben stark bezweifeln. Da bloß als kurzer geschichtlicher Rückschlag, es ist damals – ich weiß nicht worauf sich die Goldbefürworter am stärksten immer beziehen. Eventuell auf die 1920er irgendwie so, irgendwie dem Zeitraum der „Goldenen Jahre“. Wobei sie halt nicht wirklich so golden waren, sondern einfach nur nach dem ersten Weltkrieg für manche golden erschienen. Aber letztlich ist das nicht die ganze Geschichte der Goldwährung. Die Goldwährungsgeschichte ist deutlich älter.

Wenn man sich nach dem frühen Mittelalter, zur Zeit der Brakteaten, als Geld letztlich durch die Verrufung der Fürsten und anderen Gruppen die das Münzprägerecht hat. Es nicht sinnvoll war Gold bzw. die Goldmünzen, Geldmünzen, was auch immer dort in Umlauf war, aufzuheben. Und letztlich aus meiner Sicht das Geld damals seine sinnvollste Funktion erfüllt hat: als Zahlungsmittel umzulaufen. Ist dann der Wandel natürlich dahingehend gewesen, dass die immer stärker werdenden Handelshäuser – die natürlich kein Interesse daran hatten ihre Geldvermögen immer mal wieder einfach so zu verlieren, nur weil der Fürst sie gerade verrufen hat.

Und deswegen mit ihrer steigenden Macht auch wiederum dafür gesorgt haben, dass es ein dauerhaftes Geld geben sollte. Aus meiner Sicht hat das letztlich dann dazu geführt, dass dieser ganze Kolonialismus und der Jagd nach dem Gold, also die ganze Eroberung von Nord- und Südamerika, der ganze Dreieckshandel zwischen Afrika, Amerika und Europa. Letztlich alles eine Grundlage oder vielmehr ein Ergebnis des problematischen Goldsituation war. Weil letztlich Europa immer unter einem Mangel an Gold gelitten hat. Weil über die Handelsstraßen, also so wie die Seidenstraße, das ganze Gold nach Asien abgeflossen ist.

Weil die eben mehr Güter verkauft haben. So wie es heute letztlich dann immer noch ist. Das heißt China produziert mehr, als sie selber vom Rest der Welt in der Lage sind oder Willens sind zu konsumieren. Und letztlich haben wir da immer noch das gleiche Problem. Selbst mit dem Dollar ist dieses Problem nicht wirklich gelöst. Es ist nur etwas entschärft, weil der Dollar leichter gedruckt werden kann als damals das Gold vermehrt werden konnte. Und es vielleicht unterm Strich zumindest aktuell weniger Menschenleben kostet diesen Goldfluss aufrecht zu erhalten. Weil eben aus meiner Sicht die Währungen einfach nicht das sind, womit sie den Wohlstand am besten fördern und zwar, dass sie primär als Zahlungsmittel funktionieren und die Wertaufbewahrung einfach in die Tonne zu hauen.

Weil, keine Währung kann Wert speichern. Weil der Einzige der wirklich in dem Sinne für Menschen andere Werte schaffen kann ist wiederum der Mensch. Selbst wenn er dafür Maschinen und Energie in einem größeren Umfang einsetzt. Weil letztlich nützt es ihm nichts, wenn andere Menschen keine finanziellen Mittel haben, um die Güter und Waren zu kaufen, die er da anbieten möchte. Also von daher ist das primäre, wenn wir auf einem ähnlichen Wirtschaftssystem wie heute aufsetzen wollen, indem man auf Märkten letztlich ein System, von Angebot und Nachfrage überhaupt haben möchte, dann muss man auch alle Menschen irgendwo in die Lage versetzen auch etwas anbieten zu können.

Und zwar nicht allein ihre eigene Lebenszeit in Form von Arbeitskraft, bevor sie dann überhaupt die Nachfrage wirksam auf einem Markt ausüben können. Und deswegen sehe ich eben das Bitcoin schon als kritisch. Aber auch die Richtung zu sagen, dass letztlich diese Geldschöpfung dann noch stärker daran gekoppelt wird. Nicht nur das ich mir entsprechende Rechenpower hinstellen kann. Sondern, dass ich tatsächlich auch in der Lage bin möglichst viel von diesem Geld zu akkumulieren, um dann noch besser und noch einfacher an das Geld zu kommen.

Also ich frage mich vor allen Dingen welche Überlegungen da im Hintergrund stecken. Eigentlich, brauchen doch diejenigen die viel Geld haben, brauchen doch am wenigsten mehr Geld. Sondern eigentlich müsste es ja genau umgekehrt sein. Das heißt je weniger Geld jemand hat, desto wichtiger wär es, dass er erstmal Geld bekommt. Aber so tief bin ich in dieser ganzen technischen Geschichte noch nicht drin. Und ich weiß auch nicht wie weit die Entwicklung tatsächlich gediehen ist, dass Ether tatsächlich dann auf so ein anderes Systematik umstellt. Wo dann nicht mehr Rechenpower, zumindest nicht mehr alleine zählt, sondern eben noch durch andere Mechanismen ausgeglichen wird.

Die Frage ist halt nur, ist so ein System gerecht, das spielt sowieso keine Rolle. Sondern die Frage ist eher: führt es zu einem Gleichheitsgrundsatz. Das heißt, wenn ich allen Menschen Freiheit zugestehen möchte, dann brauche ich auch irgendwo ein Element das eine Chancengleichheit macht. Nicht das alle Menschen gleich sein sollen, sondern das alle Menschen die Möglichkeit haben gleiches zu tun. Das ist halt in unserer Gesellschaft und in unserer Zeit im Moment halt überhaupt nicht gegeben. Für mich sind die Sachen, die aktuell versuchen auf dieser Blockchain-Technologie aufzusetzen.

Sie mögen vielleicht einige strukturelle Institutionen, wie z.B. das Banken- und Geldsystem, angreifen – aber letztlich führen sie keine systematischen Änderungen im Ergebnis herbei. Weil es dann wiederum dabei bleibt, wer hat, hat eher die Möglichkeit in diese Technologien zu investieren, sich daran zu beteiligen. Wie gesagt, das eine ist das Thema Rechenpower. Wo es schon spannend ist, dass – ich kenne jetzt nicht die genauen Statistiken, aber zumindest die Aussagen in die Richtung – letztlich wird das Mining inzwischen dort betrieben, wo Energie am billigsten ist. Und wahrscheinlich auch die Kosten dafür, also in Bezug auf die Umwelt, am geringsten geahndet werden. Das heißt Menschen in Deutschland sind am wenigsten in der Lage davon zu profitieren.

Weil hier einfach das Mining und der Energieverbrauch der damit zusammenhängt viel zu teuer ist. Das spannende ist auch wie die Entwicklung direkt nach dieser Halbierung des Miningrewards, also das was man mit einer Rechenoperationen dann als Belohnung bekommen kann, halbiert wurde, wie danach die Entwicklung ist. Wobei es eigentlich sehr verwunderlich ist, dass es als so positiv interpretiert wird. Weil eigentlich ist das vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt ziemlich einfach zu kalkulieren. Wenn die Hardware doch sowieso schon da ist, dann schalte ich doch nicht deswegen, weil die Belohnung halbiert wird, meine Hardware ab.

Sondern ich würde sie ja erst dann wirklich abschalten, wenn ich sicher bin, dass ich meine Energiekosten nicht mehr reinbekomme. Das heißt letztlich nur, solange die variablen Kosten noch gedeckt sind, gibt es keinen Grund aus dem Ganzen auszusteigen. Deswegen lässt sich so kurz nach so einem Halbierung nicht wirklich sagen wie die Entwicklung weitergeht. Müsste man erstmal feststellen ob der weitere Zuwachs an Rechenleistung, ob der gleich bleibt. Das heißt ob weitere Personen bereits sind darin zu investieren, weil letztlich die Kosteneffizienz bzw. die Kosten die eben mit dem Mining dann wieder reingeholt werden können, einfach so viel kleiner geworden sind.

Weil der zweite Block ist auch noch die Frage inwieweit Bitcoin dann tatsächlich günstiger bleibt. Weil meine Prognose ist auf jeden Fall, spätestens dann wenn das Mining endgültig auf null geht, das heißt, dass die ganze Beteiligung an dieser Rechenoperation letztlich nur noch darin besteht das man die Transaktionsgebühren, die halt dann anteilig prozentual oder absoluter Anteil erhoben werden, dass man nur noch diese einnimmt. Und dann kommt nämlich ein zweiter spannender Block ins Spiel. Was auch dieses Jahr schon mal passiert ist. Es gab mehr Transaktionen im Netz als letztlich bedient werden konnten.

Das heißt mehr Leute wollten Transaktionen machen aber die Kapazitäten waren so gering, dass sich über einigen – also es waren mindestens ein paar Wochen -, genau weiß ich jetzt den Zeitraum nicht auswendig. Wo dann sozusagen schwebende Transaktionen waren, die aber von den Minern nicht angenommen wurden, weil sie lohnendere Investitionen oder lohnendere Aufträge hatten, die zuerst verarbeitet wurden. Und da kommt noch hinzu, auch das Miningprotokoll bzw. die Software wird immer wieder so ein bisschen angepasst und natürlich erweitert und mit neuen Funktionen ausgestattet.

Und eine spannende Funktion dabei ist dann, dass man in einen sozusagen Wettstreit gehen kann und nach und nach die Gebühren die man bereit ist, für die Abzeichnung der Transaktion, also für die Signierung der Transaktion, zu bezahlen, dann nochmal anheben kann, wenn man sonst nicht durchkommt. Das heißt auch da wird noch mal ein Wettbewerb geschaffen, mit dem es dann möglich ist, dass die Miner letztlich durch Selektion natürlich sich die günstigsten oder die lohnendsten Transaktionen rausziehen können und letztlich ist kein Miner dazu gezwungen ganz viele Transaktionen reinzupacken. Und da ja nur einer dann den nächsten Block macht, ist die Frage, wie diskriminierend letztlich auch dort das Transaktionssystem als Ganzes ist. Weil letztlich nur diejenigen die hohe Summen bewegen, die sich dann von den Transaktionsgebühren auch für den Miner lohnen.

Da ist letztlich für mich dann die Frage, wenn keine neuen Bitcoins mehr in Umlauf kommen, weil die Miningbelohnung bei null ist und eigentlich nur noch das Bestehende verteilt wird, für wen lohnt sich dann Bitcoin noch und wer wird es bekommen können. Weil eben der größte Knackpunkt für mich, bei einer funktionierenden Währung oder eben einem funktionierenden Zahlungsmittel, ist, es muss verfügbar bleiben. Das heißt es müssen Menschen in der Lage sein an dieses Zahlungsmittel zu kommen. Und wenn eben Bitcoin tatsächlich wie ein digitales Gold behandelt wird, was passiert dann wenn letztlich die meisten Menschen das Zeug in ihre Tresore – in Anführungszeichen – legen und es nicht mehr ausgeben.

In dem Zuge wie Bitcoin letztlich von der Verfügbarkeit her verschwindet. Es mag dann zwar immer volatiler werden, das heißt die Schwankungen werden wieder deutlich größer werden. Weil es eben immer weniger Beteiligte gibt die wirklich Bitcoin anbieten. Das ist ja letztlich auch das Problem weswegen viele meinen, dass die Goldpreise ziemlich manipuliert sind. Weil letztlich die großen Mengen an Gold liegen in den Zentralbanken eingepfercht. Und deswegen, dass bisschen was privat gehandelt wird, nicht wirklich relevant ist.

Und dann ist eben die Frage, was passiert mit Bitcoin, inwieweit ist dann der Preis der sich dort zu irgendwelchen Fiat-Währungen, gesetzlichen Währungen bildet, in irgendeiner Form verlässlich geschweige denn stabil. Weil je weniger Bitcoin im Umlauf sind, desto schwieriger wird es dann natürlich auch Abnehmer zu finden und in dem Umfang wie dann Geschäfte sich eventuell entscheiden zu sagen: „Also da kommt eh kein Umsatz bei rum. Ich finde überhaupt keine Personen die mir etwas gegen Bitcoin abkaufen. Warum sollte ich das drin lassen?“ Solange natürlich die Zahlungsdienstleister das irgendwie automatisch drin haben, mag das alles noch funktionieren. Aber es bleibt ein, aus meiner Sicht, eher elitärer Club.

Weil letztlich auf der einen Seite eben die Transaktionszahlen sehr beschränkt sind und keine größeren Kapazitäten bisher zulassen. Solange nicht dort ein großer Sprung passiert, dass die Kapazität von Transaktionen die eben alle zehn Minuten dort abgesegnet werden, wirklich erheblich steigt. Und das andere ist dann eben die Verlässlichkeit. Das heißt wo habe ich denn tatsächlich den Bezug. In welcher Währungsgröße rechne ich dann am Ende. Es ist im Moment sehr unwahrscheinlich zu glauben oder zumindest ich halte es für sehr unwahrscheinlich, das Bitcoin tatsächlich einmal die dominante Preisinformation auf Waren wird.

Weil dazu ist es halt einfach zu klein und im Moment seitdem es im Umlauf ist noch zu wenig so weit skaliert, dass es eine Alltagswährung würde. Und auch bei Ether mit der DAO finde ich das doch sehr unwahrscheinlich. Weil letztlich hängt es doch immer davon ab inwieweit die Menschen teilnehmen und teilnehmen werden sie nur wenn es sich für sie in irgendeiner Form rechnet. Weil allein die Idealisten werden diese Systeme wahrscheinlich nicht auf Dauer am Laufen halten. Und vor allen Dingen, wenn es dann tatsächlich zu diesen ideologischen Grabenkämpfen kommt, die ja nochmal ein ganz anderes Thema sind. Zwischen den sozusagen Hardcore zu sagen, selbst wenn jemand Geld stiehlt darf man die Transaktion nicht rückgängig machen.

Also wenn es sozusagen gegen den Willen des vorherigen Eigentümers sich das angeeignet hat, ohne seine Zustimmung einzuholen, dass man dann sagt: Transaktion ist Transaktion und das war es. Während eben bei Ethereum und Ether dort tatsächlich schon, ich sag mal der Wille der Volkes bzw. der Wille der Community ist Gesetz und alle Regelungen können letztlich aufgegeben werden. Es ist auch eine Grundfrage. Wie soll unsere Zukunft funktionieren? Und beide Systeme sind für mich nicht ideal, zu sagen, der Mensch muss sich Systemen unterordnen.

Das wär die Bitcoin-Variante. Das heißt Technik ist Technik und der Mensch hat sich zu fügen. Und das andere die Ether-Variante halte ich auch nicht für besser, zu sagen, der Wille der Mehrheit ist entscheidend und was ein Einzelner will spielt dann keine Rolle. Das Problem ist natürlich, wie geht man dann mit so einer Geschichte um, die eben bei Ether passiert ist, dass dort ein Bug drin war mit dem es möglich war sozusagen Konten leer zu räumen. Also so als ob ich in eine Onlinebank einbreche und mir die ganzen Gelder von allen Kunden auf mein eigenes Konto überweisen kann und jetzt bloß noch eine Sperre habe. Das war sozusagen bei Ether, er konnte die digitalen Währungseinheiten nicht sofort weiter abziehen.

Sondern da gab es verschieden Fristen, die dann erst mal gegriffen haben und in der Zeit haben die halt reagiert, um das Ganze komplett einfrieren zu können. Oder eben jetzt diesen kompletten Bruch zu machen und sagen die Transaktionen sind ungültig. Wir setzen an der Stelle nochmal auf. Ich denke, dass beide Systeme keine befriedigende Antwort haben, in dem Hinblick inwieweit die Freiheit des Menschen gestärkt werden soll. Und nicht bloß letztlich die Machtposition einzelner Gruppen. Ich werde das Ganze weiter im Auge behalten und kucken inwieweit sich einzelne Technologiefragmente davon tatsächlich auch für meine Überlegungen einsetzen lassen. Ich bin auch dafür, dass Transaktionen final sind.

Das heißt, dass man sich darauf verlassen kann, dass das was man gegeben hat dann auch ankommt. Aber umgekehrt halte ich es nicht für in Ordnung, wenn es tatsächlich die Möglichkeit gegeben hat, dass sich ein Einzelner letztlich gegen den Willen eines Anderen etwas aneignet. Das ist nicht mein Verständnis von Freiheit. Weil letztlich geht es bei Freiheit für mich vor allen Dingen darum auch zu kooperieren. Und wenn der Andere einverstanden ist, dann ist es überhaupt kein Problem. Aber ansonsten, nur weil ich eine Lücke in einem technischen System nutzen kann, halte ich das nicht für sinnvoll zu sagen und das ist jetzt deswegen, weil sozusagen Vertrag – Vertrag ist, dass das so bleibt.

Weil eine Übervorteilung von anderen Menschen ist nicht die Grundlage worauf ich möchte, dass meine Freiheit basiert. Zu sagen, jeder kann machen was er will und zwar auf Kosten aller Anderen. Sondern mein Konzept von Freiheit ist, jeder darf das machen, was er jedem anderen auch zugesteht. Und wenn man eben sagt: Okay. Du darfst sozusagen alle technischen Möglichkeiten nutzen und diese ausnutzen, dann ist es aber unlogisch sich danach auf Rechtspositionen zu berufen und zu versuchen das in irgendeiner Form mit den staatlichen Strukturen sozusagen durchzusetzen. Weil entweder, oder.

Entweder jeder darf machen was er will und es gibt keine gemeinsamen Grundlagen, was wir uns einander zugestehen. Und sagen, dass ist in Ordnung, wenn ich einverstanden bin ist es in Ordnung. Aber wenn ich dagegen bin und Du das gegen meinen Willen machst, dann werden wir da keine Freunde werden. Einen ganz kurzen Aspekt den ich heute noch anschneiden möchte ist nämlich ein weiterer Gedanke inwieweit sich mit der Blockchain letztlich die gesamte digitale Revolution rückgängig machen lässt. Weil der Vorteil war ja, digitale Güter können beliebig kopiert, vervielfältigt werden und dann weitergegeben werden ohne dass derjenige der sie erstellt hat wirklich einen Verlust erleidet.

Aber eventuell eben auch das Problem hat, dass er dafür nicht bezahlt wird. Da ist letztlich die Frage, wie wollen wir damit umgehen. Wollen wir die digitale Revolution wieder einsperren und sagen, kopieren geht letztlich nicht mehr, das heißt es gibt nur noch echte Einzelinstanzen von digitalen Repräsentationen oder digitalen Gütern. Das ganze Internet der Dinge steht und fällt ja bis zu einem gewissen Grad mit dieser Eindeutigkeit der virtuellen Repräsentation. Oder gehen wir andere Wege. Das heißt wie stellen wir sicher, dass wir mit den Menschen, dass wir miteinander fair umgehen. Das jeder seine Grundlage eben zum Leben hat.

Ohne das wir uns die Vorteile der digitalen Welt wieder zunichtemachen. Die große Frage, was bedeutet Freiheit am Ende im digitalen Zeitalter. Ich hoffe natürlich, dass die digitale Welt in der Hinsicht freier wird und nicht einen Rückschritt einschlägt zu sagen, Freiheit ist nicht das Entscheidende, Kontrolle ist wichtiger. Und deswegen gehen wir halt dann diesen oder jenen Weg. Und vielleicht ist es auch wichtiger mehr über die Folgen und die philosophischen Aspekte solcher Technologien zu sprechen, als nur die Technik als solches zu betrachten und die Vorteile zu sehen die es letztlich wieder nur auf Hinblick des Geldverdienens mit sich bringt.

Das heißt es wird einfacher für einzelne Gruppen wiederum ihre Geldinteressen umzusetzen und sicherzustellen, dass sie gut oder angemessen oder darüber hinaus bezahlt werden. Oder dass es tatsächlich gelingt fair miteinander umzugehen, freiheitlich, freiwillig und im Sinne eines verbindenden Miteinanders, das für uns alle von Vorteil ist und nicht nur einzelne Gruppen privilegiert. Soweit für heute ein paar Gedanken rund um die Blockchain-Technologie und auch ein paar kritische Überlegungen.

Ich bin sehr gespannt wie sich dieses ganze Technologiethema tatsächlich weiter entwickeln wird. Und was es letztlich für uns dann bedeutet. Ob die Technologie am Ende wirklich uns dabei hilft unsere Freiheit wieder voll ausleben zu können oder ob sie letztlich ein weiterer Baustein wird, mit dem es dann gelingt auch in der digitalen Welt die Freiheit die dort möglich geworden ist, letztlich wieder zurückzudrehen und uns Fesseln anzulegen. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.