Diese Mal beschäftige ich mich mit der Aufklärung. Ich spreche darüber, dass wir in unseren Diskussionen zu wenig auf wissenschaftliche Erkenntnisse referenzieren. Auch wurde das Prinzip der Herrschaft des Menschen über den Menschen, aus meiner Sicht, während der Aufklärung zu wenig in Frage gestellt.

Die ursprüngliche Aufnahme vom 23.04.2017 findet Ihr hier. Für den Podcast habe ich das Audio überarbeitet und soweit möglich Pausen, Störgeräusche sowie Verzögerungslaute entfernt.

Im Mem-Tagebuch teile ich mit Euch meine Gedanken zu gesellschaftlichen, philosophischen oder politischen Themen.

Transkript

Jeder Block entspricht ca. 30 Sekunden im Audio.

Willkommen heute zu einer weiteren Folge des Mem-Tagebuchs. Heute möchte ich ein paar Gedanken und vor allen Dingen Fragen in den Raum stellen zum Thema der Aufklärung. Und zwar dem Zeitalter was wir rückblickend als Aufklärung bezeichnen. Und wie es eigentlich kommen konnte zudem wo wir heute gelandet sind. Also warum die Aufklärung – ich würde noch nicht sagen, dass sie gescheitert ist, weil solange wir noch da sind, können wir sie immer noch vollenden. Und deswegen auch für mich im Moment das Thema „die Aufklärung“ und leider immer noch die unvollendete.

Und was sind diese Wege, Ecken gewesen, in denen wir aus meiner Sicht irgendwie falsch abgebogen sind. Oder den Weg komplett verloren haben. Und wir heute. Ja, ich weiß nicht wohin wir überhaupt unterwegs sind. Was sich tatsächlich bewegt und wie vielleicht in einigen Jahrhunderten unser Zeitalter bezeichnet werden wird. Als das Zeitalter der großen Verwirrung, der Vielfalt oder der großen Zerstörung. Auch wenn wir jetzt keine größeren Kriege in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, haben wir doch der Natur und auch den Ressourcen, die wir tagtäglich letztlich immer noch verbrauchen, und nicht nur nutzen, und den Raubbau den wir betreiben.

Hinterlassen wir Schäden in einer Größenordnung die wir uns wahrscheinlich nicht wirklich ausmalen. Geschweige denn jeden Tag damit auseinandersetzen. Weil einfach die Wege so unklar sind. Wie kommen wir davon weg. Auf diesen Pfaden auf denen wir aktuell wandeln. Wenn ich dann mir anschaue was aktuell in den Zeitungen oder überhaupt was in letztlich der Welt passiert. Von dem Bisschen was mich bis hierher erreicht. Weil ich ja normalerweise mich nicht damit groß auseinandersetze.

Aber wenn ich mir anschaue was Staatsoberhäupter, Regierungen, Regierungschef aktuell so alles in die Wege leiten oder anstellen, dann frage ich mich schon: Wie kann es eigentlich sein, dass wir heute immer noch, oder vielmehr das so viele Menschen so vehement diese Demokratie verteidigen? Es geht doch nicht darum noch eine stärkere Diktatur oder irgendetwas zu errichten. Sonden, die Frage ist, diesen Weg in die Freiheit mal fortzusetzen. Es ging doch nicht darum, dass wir bloß die Herrscher irgendwie regelmäßig wechseln. Und letztlich in einem System leben, in dem wir trotzdem nicht wirklich frei leben können. Wir mögen vielleicht nicht jeden Tag eingesperrt sein, oder es nicht als solches empfinden.

Aber egal wo man hinschaut. Ständig werden Gesetze und Regelungen erlassen. Und ich denke jeder der in irgendeinem Bereich arbeitet wird mit dem einen oder anderen schon konfrontiert worden sein. Und immer nur den Kopf schütteln können, was da beschlossen wird, was da verabschiedet wird. Da kann ich es einfach nicht verstehen, wieso es tatsächlich so diesen automatischen Reflex gibt, wenn man die Demokratie in Frage stellt und sagt, ich möchte eigentlich frei leben. Ich möchte nicht dass jemand ohne meine Zustimmung ohne mich einzubinden in eine Entscheidung, einfach Entscheidungen treffen kann. Die mich sehr wohl betreffen, die Auswirkungen auf mich haben.

Ich weiß nicht ob alle Aufklärer tatsächlich davon überzeugt waren, dass jeder Mensch zu Vernunft in der Lage ist. Oder überhaupt zu einem Miteinander. Dass, wenn man ihm vernünftige Argumente liefert, das man sich mit ihm unterhält. Das man auf seine Bedürfnisse und Interessen Rücksicht nimmt. Das man dann mit ihm trotzdem auch vernünftige Lösungen finden kann. Die dann vielleicht etwas aufwendiger sind. Aber dafür auch für alle Vorteile bieten. Und nicht nur für einige wenige. Ein Thema was mich aktuell tangiert, ist zum Beispiel das Thema des ganzen Bauens, Baugesetzbuch. Weil wir gerade damit beschäftigt sind, in unserer Gemeinde dafür zu sorgen, dass ein Baugebiet das uns vor die Nase gesetzt wird, nicht so katastrophal ausfällt wie es zunächst vorgesehen ist.

Und im gleichen Zeitraum jetzt wird von der Bundesregierung ein Gesetz verabschiedet, das noch mehr Willkür, noch mehr Beliebigkeit zulässt. Und alles nur letztlich wieder den Interessen. Den Interessen von wem eigentlich untergeordnet? Weil wem nützt es, wenn Baugebiete ausgewiesen werden können in Randlagen von Orten, mit einer zugebauten Fläche kleiner 10.000 m², ohne das überhaupt Rücksicht auf irgendwelche Belange genommen werden müssen. Weder der Natur, noch der Anwohner, den Anlieger oder irgendjemand anderem.

Das heißt nur diejenigen, die aus welchen Interessen auch immer, dort ein Gebäude hinsetzen wollen. Und letztlich eben für die Bauindustrie natürlich dann auch Umsätze und Arbeiten bedeuten. Warum sollte es sinnvoll sein, dass zuzulassen? Und zu sagen, diese Interessen – wieder dieses Thema Arbeitsplätze, Umsätze; wird alles wieder in Zahlen ausgedrückt. Weil letztlich geht es ja nur darum, dass irgendwo Zahlen auftauchen. Bei der Aufklärung ging es schließlich darum, vor allen Dingen, wie es hieß, das Licht der Erkenntnis leuchten zu lassen. Und etwas was letztlich bis zu den alten Griechen zurückgeht.

Wenn man sich Sokrates anschaut mit seiner Erkenntnis, zu wissen, dass er nichts weiß. Da wäre die Frage, war das sozusagen zwangsläufig. Dass die Erkenntnis von Sokrates, das er selber nichts weiß oder zumindest keine Gewissheit haben kann, dass die Dinge die er weiß wirklich wahr sind. Das in das führt wo wir jetzt gerade irgendwie so halb landen. Das Thema des postfaktischen Zeitalters. Das heißt Fakten zählen nicht mehr. Meinungen und Vorstellungen zählen mehr als das was tatsächlich ist. Der Wahrheitsbegriff selber ist mir sowieso ziemlich unsympathisch.

Weil Fakten und Wahrheit sind nicht das gleiche. Ich kann etwas sagen, dass ist real. Zumindest nach meiner Wahrnehmung und kann zumindest argumentieren, wieso und welche Gründe ich dafür habe es als solches als real anzusehen. Oder warum ich nicht in der Lage bin etwas gegenteiligen herauszufinden, dass es eventuell nicht real sei. Aber letztlich beliebige Dinge in Frage zu stellen, nur weil sie in die eigenen Dogmen, in die eigenen Ideologien nicht hinein passen. Das frage ich mich: Wo soll das hinführen? Was bringt es letztlich auf einer Ebene zu diskutieren und so nach dem Motto, wenn mir am Ende überhaupt nichts mehr einfällt, dann stelle ich einfach eine emotionale Betroffenheit zur Schau.

Die letztlich überhaupt keine Fakten mehr enthält und schon gar keine Argumentation. Aber sie zumindest dazu anhält, dass die anderen aufhören zu argumentieren. Dass die anderen dann nur noch betroffen schweigen. Und man mit Emotionalitäten Rededuelle gewinnt. Das kann es doch nun wirklich auch nicht sein. Deshalb ist es aus meiner Sicht zu sagen, fangen wir doch wirklich in Hinsicht auf die Aufklärung wieder an, etwas mehr auf den Verstand zu zählen.

Das heißt nicht allein auf die Vernunft. Weil die Vernunft ist tatsächlich zu wenig. Die Vernunft, die sich zwar sehr wohl fühlte mit der Wissenschaft. Aber die Wissenschaft selber, wenn sie in dieser letztlich Kälte bleibt. Und die menschlichen Bedürfnisse nicht ausreichend abholt. Dann ist halt genau dieses Problem. Das heißt, dass ist für mich zumindest ein Bogen, wo ich annehmen, warum die Aufklärung zumindest unterbrochen wurde. Weil dort sich die Wissenschaft von den Menschen gelöst hat. Während vorher die Menschen mit Neugierde und der Wissenschaft verbunden waren. Ist es heute so, die Wissenschaft ist eine Sache für Spezialisten.

Die kommt bei der großen breiten Bevölkerung nicht mehr an. Bei denjenigen die Entscheidungen treffen letztlich schon gar nicht. Wenn sie gerade in irgendein Argumentationskonzept passt, dann werden gerne Gutachten und alle mögliche Aussagen aus der Wissenschaft genutzt. Wenn sie nicht reinpassen werden sie halt in Frage gestellt. Das heißt, wir sind sehr weit davon entfernt wirklich rational mit Erkenntnis zu argumentieren. Und wirklich nach den besten Lösungen zu suchen. Die nicht nur für einzelne Profit bringen. Sondern die tatsächlich für eine breite Masse Nutzen stiften, Wohlstand. Und auch in der Lage sind Bedürfnisse zu erfüllen.

Daher wäre für mich eine Seite, eben auf jeden Fall ruhig wieder eine bisschen mehr Kant, zu sagen, wir haben einen Verstand. Und vielleicht sollten wir anfangen ihn tatsächlich mal zu benutzen in der Hinsicht, dass wir uns nicht nur irgendwelche inneren Richter schaffen. Und irgendwelche moralischen oder Gesetzmäßigkeiten der Gesellschaft dort hineinlegen. Auf das wir dann uns selbst Denkverbote auferlegen. Sondern, dass wir genau das Gegenteil tun. Das wir da oben in unserem Kopf aufräumen. Uns einen Freiraum schaffen. In dem wir selber in der Lage sind Gedanken zu entwickeln.

Gedanken die uns nahegelegt werden zu hinterfragen. Und unsere eigene Welt letztlich mit den Dingen zu füllen, die wir selber auch nachvollziehen können und uns persönlich betreffen. Weil Dinge die mich nicht persönliche betreffen: Warum sollte ich mich mit diesen Dingen auseinandersetzen? Weil das ist doch, aus meiner Sicht, letztlich Zeitverschwendung. Wenn ich dazu keinen direkten Bezug habe. Aber leider funktioniert unsere Regierung genau nach diesem Prinzip. Das sich sehr, sehr viele Menschen mit sehr, sehr vielen Themen beschäftigen, die sie persönlich nicht tangieren. Außer natürlich, dass sie für die Beschäftigung in irgendeiner Form ein Gehalt kassieren.

Aber das würde ich noch nicht sagen, ist eine persönliche Betroffenheit. Das ist eher eine persönliche Notwendigkeit eben in unserer Gesellschaft Geld zu beziehen. Aber das ist ein Steckenpferd das ich jetzt in dieses Video nicht so ausbreiten möchte. Stattdessen möchte ich noch zu einem zweiten Punkt. Neben eben diesem Problem, dass irgendwie die wissenschaftliche Erdung der Gesellschaft – die ich zumindest von der Aufklärung mir erhoffen würde, wenn ich da so mittendrin stehe –, dass die irgendwie nicht mehr greift. Auf der anderen Seite. Wo ich denke, wo auch die Aufklärung, aus meiner Sicht etwas schwierig aufgesetzt war.

Weil, soweit ich es gelesen habe, ging es dort eher – vielleicht sind aber auch die Begrifflichkeiten einfach vom Verständnis her andere gewesen – um eine moralische Erziehung. Ich weiß gar nicht mal ob es Erziehung, aber zumindest den Menschen moralische Regeln mit an die Hand zu geben nach denen sie leben können. Auch bei Kant kann man das eventuell reinlesen. Aber aus meiner Sicht nicht zwingend. Und es muss letztlich nicht so sein, dass man das auf Moralebene löst. Weil für mich gibt es einen klaren Unterschied zwischen Ethik, auf der Grundlage von Werten, und moralischen Regeln. Weil moralische Regeln sind normalerweise die direkte Bewertung von einer Handlung, zu sagen das ist gut, das ist schlecht.

Aber aus meiner Sicht sind Handlungen nicht per se gut oder schlecht. Dazu ein kleines Beispiel. Mal angenommen ich gehe durch eine Fußgängerzone und renne jetzt auf eine Person zu und stoße sie zur Seite. So, ist diese Handlung jetzt gut oder schlecht? Wenn man nicht den ganzen Kontext weiß und was tatsächlich passiert, ist es, aus meiner Sicht, nicht möglich – auch wenn ich die Person weggestoßen habe und sie sich. Mal angenommen auf jeden Fall die Person fällt zu Boden und verletzt sich am Knie. So jetzt ist die Frage, ist diese Handlung grundsätzlich schlecht oder grundsätzlich gut oder weder noch.

Und dazu letztlich in der Moral wäre die Aussage, wenn ich einfach nur dieses Kriterium habe die sagen ist gut oder schlecht, habe ich damit wenig Möglichkeiten. Während, wenn ich auf einer ethischen Ebene sage, zum Beispiel einen Wert und zwar an der Stelle, das Leben eines Menschen ist in jedem Falle schützenswert. Und wenn ich mir dann den Gesamtkontext anschaue dieser Handlung, sage ich dann, dass einem Mal hätte ich einfach willkürlich gehandelt und ihn gestoßen, dann hätte ich natürlich gegen diesen Wert verstoßen. Weil ich hätte ihn ohne Grund verletzt. Aber mal angenommen ich habe ihn vor einer Gefahr weggestoßen, weil irgendetwas von einem Balkon herunterfällt. Und ihn eventuell getroffen, vielleicht viel schwerer verletzt hätte.

Vielleicht sogar getötet hätte. Das heißt die Handlung als solches kann noch nicht beurteilt werden ohne den Gesamtkontext. Und da ist letztlich auch immer wieder das Problem. Jede Handlung mag in der einen Situation sinnvoll, hilfreich sein, vielleicht sogar schadensvermeidend. Während sie in einer anderen Situation vollkommen unsinnig und unnötig und überflüssig ist. Aber so ist halt das Problem, wenn wir Gesetze machen gelten diese immer und überall. Im seltensten Fall sind die Gesetze so selektiv, dass sie sinnvoll anwendbar sind. Und selbst wenn die Richter da noch ein bisschen Freiheit haben.

Letztlich ist der Rahmen viel zu klein. Das was ich unter Ethik verstehe ist so ein festgezurrter Rahmen auf keinen Fall. Weil in Gesetzen stehen nicht die Werte. Die kann man indirekt versuchen herauszulesen, was für Werte eigentlich damit geschützt werden sollen. Aber letztlich wird es komplett willkürlich. Das beste Beispiel für einen solchen Fall ist das Urheberrecht. Das initial anders gemeint sein mag. Und auch das ganze Patentwesen, was sich entwickelt hat. Das mag mal anders gedacht worden sein. Aber seine Funktionsweise heute, ist alles andere als den Wert von Innovation in irgendeiner Form zu schützen.

Sondern im Gegenteil Innovation zu blockieren. Und letztlich andere Strukturen zu schützen. Und da zeigt sich halt einfach, eine Ethik, ein Wert würde letztlich immer am Ergebnis gemessen werden. Das heißt, wird das erfüllt was geschützt werden soll. Funktioniert das Ganze. Und wenn es nicht funktioniert, dann müssen die Handlungen geändert werden. Dann müssen neue Strategien gefunden werden. Dass in Gesetzesform zu tun, ist, aus meiner Sicht, immer der denkbar schlechteste Weg. Weil ich nicht Situationsabhängig entscheiden kann. Sondern im Gegenteil. Ich muss im Endeffekt gesetzesbasiert entscheiden und kucken wie ich das in einer Situation irgendeiner Form gelöst bekomme.

Dass ich mich gesetzeskonform verhalte und trotzdem vielleicht noch ein gutes Ergebnis bekomme. Das ist letztlich eben für mich so dieser große Punkt, dass in der Aufklärung eher ein Menschenbild oder eine Vorstellung – glaube ich – vom Menschen mitgeschwungen ist, dass man ihn formen müsste. Dass er noch nicht funktionstüchtig sei und dass man die Welt einfach steuern könne. Was ja auch auf diesen ganzen technoiden Fortschrittsglauben, was so ein bisschen aus Leibnitz heraus entstanden ist: man könne die Welt irgendwann so komplett erfasst haben und berechnen, dass man sie letztlich auch in beliebiger Form steuern kann.

Was aus meiner Sicht aber auch grandios gescheitert ist. Weil wir letztlich sehen das wir, trotz aller unserer technischen Möglichkeiten, am Ende die Natur nicht ersetzen können. Solange wir zumindest als Mensch noch biologische Organismen sein wollen. Und ich hoffe zumindest, dass wir noch sehr lange eher als biologische Wesen unterwegs sein werden als dann irgendwie uns nur noch auf irgendwelche technischen Gegebenheiten zurückfallen zu lassen. Auch wenn es diese Bewegung natürlich auch schon gibt. Das Thema Transhumanismus, was ich auch an dieser Stelle nicht aufmachen möchte.

Aber wer sich unter diesen Stichworten bereits schon was vorstellen kann, weiß in welche Richtung das gehen kann. Und ich aus meiner Sicht trotz allem für sehr gefährlich halte, wenn man glaubt, dass man immer diesen Ausweg noch hätte. Wenn man eben die Natur und die Grundlagen auf der wir letztlich immer noch leben und existieren in weiterem Ausmaße zerstört. Raubbau mit ihnen betreibt. Und in keinster Weise nachhaltig mit ihnen umgeht. Deshalb ist es mir so wichtig zu sagen, wir brauchen sehr dringend eine neue Aufklärung beziehungsweise halte ich es für unglaublich wichtig die Aufklärung neu zu beleben.

Und statt in die Richtung zu laufen „Wir sind jetzt im postfaktischen Zeitalter angekommen.“ Sollten wir doch lieber zur Erkenntnis zurückkehren. Und überlegen: was kann ich wissen, was kann ich glauben, wie kann ich handeln. Und uns wirklich mehr mit uns selbst auseinandersetzen. Und uns selbst schauen, wie kann ich das was ich tue vor mir selbst rechtfertigen und wie sieht die Welt aus, wenn alle so handeln wie ich. Also eben tatsächlich wieder auf Kant zurückbesinnen und die Welt so gestalten, dass jeder sich die Frage stellt:

Was passiert wenn alle 8 Milliarden Menschen so handeln würden? Würde etwas was ich tue oder was ich möchte so funktionieren für alle 8 Milliarden und zwar zum gleichen Zeitpunkt. Das dann wieder solche Themen wie das Lottospielen. Es nützt nichts Lotto zu spielen, weil 8 Milliarden Menschen können nicht zur gleichen Zeitpunkt Lottomillionäre werden oder noch mehr. Und deshalb sind diese Sachen; solche Strukturen, solche Elemente sind letztlich keine Lösung. Und wir haben viele von diesen punktuellen Momenten, wo es für einzelne Individuen vielleicht besser wird oder für einzelne Gruppen hier und da eine Lösung gefunden werden kann.

Das heißt an manchen Stellen wird dem Klimawandel mit Dämmen bauen und aufpfählen von Häusern und verschiedensten anderen Dingen begegnet. Aber das funktioniert weltweit nicht. Zumindest aktuell nicht. Weil nicht alle Menschen die Möglichkeiten haben sich mit solchen Maßnahmen zu schützen. Das heißt wenn der Klimawandel weiterhin in diesem Umfang in Kauf genommen wird – und damit meine ich jetzt nicht alleine ob der CO2-Gehalt dafür jetzt allein verantwortlich ist; denk ich viel eher daran, dieser gigantische Raubbau mit Wäldern der stattfindet. Selbst in Europa wo illegal auch noch Waldbestände zusätzlich abgeholzt werden.

Ja, ihr seht es hinter mir. Neben den ohnehin bestehenden normalen Bewirtschaftung, wo auch dem Wald immer wieder Substanz entzogen wird. Ein Wald der letztlich an Substanz gewinnen soll, dem kann man nicht immer wieder einzelne Elemente herausreißen. Und selbst Holz, das ja in dem Fall normal noch gar nicht Totholz ist, sondern schon viel früher rausgezogen wird, sorgt nicht dafür, dass es einen vollständigen Wald gibt in dem Flora und Fauna in einer Vielfalt existiert. Das ist letztlich das was mir am meisten Sorge bereitet. Ich bin nicht sicher wie schnell uns die Zeit tatsächlich davon läuft.

Aber wir sind in einem Ausmaß immer noch weiterhin unterwegs und es sieht nicht danach aus als ob sich das in irgendeiner Form erheblich verlangsamt. Im Gegenteil. Welche Flächen dieses Planeten wir so nachhaltig schädigen, dass es sehr fraglich ist ob wie je in der Lage sein würden, selbst wenn wir uns vehement bemühen, diese Flächen zurückzugewinnen. Das heißt diese Leben, die Vielfalt die dort existiert hat, in irgendeiner Form zurückzubekommen. Vom Soziopod, den ich ganz gerne höre, da war ein Bericht, da haben sie eine Widerstandsgruppe besucht, die bei einem Braunkohletagebau versucht, dass dort eine bestimmte Waldfläche nicht einfach so vernichtet wird.

Nur um Braunkohle zu fördern, die dann nochmal verstromt wird, um eigentlich was zu erreichen. Natürlich weiß ich, dass irgendjemand meinen wird: Ja, natürlich. Wir brauchen den Strom. Wir brauchen die Kohle und die ganzen Auswirkungen. Ich glaube die Vorteile die wir dadurch aktuell kurzfristig gewinnen können sind so verschwindend gering gegenüber diesen langfristigen und vielleicht permanenten – wenn bestimmte Arten ausgestorben sind – Nachteilen. An der Stelle kann ich es nicht wirklich erfassen und noch wissen: Wo soll das Ganzen hinführen?

Wo soll das Ganze hingehen? Deswegen ist aus meiner Sicht zu sagen: Ein großer Baustein der in der Aufklärung tatsächlich zumindest gefehlt hat, war ein sehr viel größere Vertrauen in das Individuum. Und zwar in das einzelne Individuum. Das nicht gelenkt und gesteuert werden muss von irgendjemand anderem. Sondern das selber verantwortungsvoll in der Lage ist mit seiner Freiheit umzugehen. Und eben genau deswegen auch der Unterschied, dass sie damals von moralischer Reglementierung gesprochen haben, statt den Menschen auch nicht nur neben der Erkenntnis, sondern auch eine Ethik angedeihen zu lassen.

Das heißt das Denken in Werten, das Verstehen von Bedürfnissen letztlich in dieser Form. Mit Menschen zusammen zu kommunizieren. Und dann auch das gemeinsame Miteinander von Menschen zu fördern, die sich freiwillig zusammenschließen. Die nicht zwangsweise in irgendeiner Struktur gebunden werden und ihrer Möglichkeit beraubt werden. Das halte ich für, wahrscheinlich den wichtigsten und schwierigsten Punkt auch zu erreichen. Bei den Menschen die Bresche zu schlagen, zu sagen: Denkt doch mal bisschen mehr über Freiheit nach. Warum habt ihr so eine große Angst davor, dass Menschen tatsächlich frei sein könnten?

Warum fühlt ihr euch von der Freiheit anderer Menschen automatisch dermaßen bedroht, dass ja geradezu reflexartig Demokratie verteidigt wird. Um jeden Preis. Die Demokratien haben im letzten Jahrhundert die meisten Morde begangen, die größten Kriege geführt. Und sie waren die einzigen die bisher Atomwaffen gegen Menschen eingesetzt haben. Ich weiß nicht warum Demokratien in dieser Hinsicht von Vorteil sein sollen. Weil sie beschützen nichts und im Gegenteil, wenn Demokratien gegeneinander Kriege führen ist die Zivilbevölkerung ein legitimes Angriffsziel.

Wenn man im Denken eines Machiavelli letztlich verhaftet ist. Und Herrschaft funktioniert nun mal nach diesen Vorstellungen. Und wenn ich Herrschaft – auch in Form der Demokratie – akzeptiere, dann sage ich, es ist legitim – trotz allem Völkerrecht. Weil, wer sich ein bisschen mit Machiavelli auseinandersetzt. Ich weiß nicht genau was alles bei Sun Tsu drinsteht. Aber ich denke man kann ähnliche Aspekte herauslesen. Weil Regeln sind nur zu befolgen solange sie einem nutzen. Und ganz klar aus machiavellischer Sicht ist: Regeln sind dann zu brechen, wenn der Nutzen des Regelbruchs größer ist, als die Regel einzuhalten. Und letztlich läuft es so.

Wenn es Herrschaft gibt, wird die Herrschaft nur so lange sich an die Regeln halten solange es ihr in den Kram passt. Und sobald es ihr in irgendeiner Form gelingt mehr Nutzen daraus zu beziehen, die Regel zu brechen oder sie vorzeitig zu ändern. Ist ja in einer Demokratie umso einfacher möglich. Dann wird es halt getan. Diese Regeländerungen basieren halt nun mal nicht auf Ethik, auf irgendwelchen Werten, sondern aus individuellen Nutzen und Vorteilen. Und deswegen für mich vor allem nochmal der Aufruf: greift nach eurer Freiheit und gebt sie nicht ab. Und geht vor allen Dingen nicht zur Wahl. Auch das was ich in meinem letzten Video schon angesprochen habe, nochmal die Aktion in Erinnerung zu rufen: Nicht in meinem Namen.

Entzieht denjenigen die letztlich mit dafür verantwortlich sind, dass diese Strukturen so sind wie sie heute sind. Das sie sie erhalten oder im Zweifelsfall nicht ändern, weil sie sie mit Energie füllen. Einfach zu sagen: Nein, ihr sprecht nicht mehr in meinem Namen. Und ich legitimiere euch auch nicht mehr irgendeine Entscheidung in meinem Namen treffen zu dürfen. Und es gibt halt nun mal auf dem Stimmzettel keine Option zu sagen: Nein, niemand darf für mich entscheiden. Weil jedes Kreuz das ihr setzen könnt, selbst wenn ihr den Stimmzettel ungültig macht, hat das keine Relevanz. Dafür zu sagen, sie kümmern sich nicht darum ob ihr ungültig gewählt habt.

Sie kümmern sich letztlich auch kaum darum wenn ihr nicht zur Wahl geht. Aber auch da sind es sehr spannend wenn man mit Menschen spricht, die unglaublich Demokratie verteidigen und dann plötzlich von Wahlpflicht sprechen. Das heißt sie wollen die Menschen am liebsten zwingen wählen zu müssen. Warum eigentlich? Sie sagen immer, Nichtwähler haben doch keine Bedeutung, dann geben sie halt ihre Stimme nicht ab und müssen trotzdem unter den Entscheidungen, die dann getroffen werden, mittragen. Aber irgendwie scheint diese Argumentation nicht auszureichen. Irgendwie scheinen sie ihrem eigenen Argument an der Stelle nämlich nicht zu trauen.

In einer solchen Diskussion erfährt man ganz sicher, irgendjemand wird dann: Wir müssen Wahlpflicht machen, weil die Leute müssen wählen. Weil letztlich ist doch die entscheidende Frage: Bin beim Arzt. Zwei Spritzen liegen da und ich soll mich zwischen Pest und Cholera entscheiden. Aber warum sollte ich mich überhaupt spritzen lassen? Diese Logik erschließt sich mir schon lange nicht mehr. Aber sie kommt fast reflexartig. Wenn auch nur im Entferntesten dieses Demokratiekonzept angegriffen wird und in Frage gestellt wird. Und gesagt wird: Ne Leute, also ich wüsste nicht warum ich jemanden legitimieren soll entscheiden zu dürfen in meinem Namen.

Wüsste ich einfach nicht. Und das hat mit gesellschaftlichen Konventionen überhaupt nichts zu tun. Weil die Gesellschaft selber besteht ja auch aus mir. Ich bin ja auch Teil der Gesellschaft. Und warum sollte jemand anderes mehr Entscheidungsbefugnisse und Vorgabemöglichkeiten haben als ich. Ich habe genau für eine Person die Möglichkeit zu entscheiden wie sie leben will und das bin ich selbst. Und das geht jedem anderen letztlich nicht anders. Wer versucht mehr zu tun überschreitet, aus meiner Sicht, seine Kompetenz. Nicht unbedingt seine Möglichkeiten, weil er kann es natürlich versuchen. Eine Grundlage hat er dafür nicht. Jedenfalls nicht bei mir. Ich denke wenn wir alle mehr auf unsere eigene Freiheit Wert legen würden.

Und uns eben tatsächlich dafür entscheiden lieber uns selbst zu folgen als anderen, könnten wir schon etwas erreichen. Etwas in Bewegung setzen. Und dann uns tatsächlich überlegen, was sind denn bessere Entscheidung. Sowohl für uns, für unsere Zukunft, als auch für die Zukunft unserer gesamten Lebensgrundlage. Die auf diesem Planeten sehr vielfältig ist und hoffentlich auch bleiben wird. Wenn dort draußen noch weitere Menschen sind, denen Freiheit ebenso wichtig ist wie mir, würde ich mich freuen von Euch zu hören. Und vielleicht hat der eine oder andere es ja sogar schon geschafft sich selber einen Freiraum zu erschließen, in dem er über seine Zeit selber verfügen kann.

In dem er nicht 40 oder mehr Stunden die Woche für andere tätig sein muss. Sondern wo er selber entscheiden kann, was er mit seiner Zeit anstellt. Dann würde ich mich freuen über Kontakt, über Austausch. Um zu schauen ob man vielleicht auch was gemeinsam anstellen kann. Um mehr Menschen in die Lage zu versetzen, eben genau solche Freiräume zu bekommen. Damit sie zu sich selbst finden und ihnen vielleicht auch hier und da die Angst einfach zu nehmen. Es ist nicht gefährlich wenn Menschen frei sind. Es ist viel gefährlicher wenn Menschen Macht haben. Vielleicht hat der eine oder andere ja doch noch den Impuls zu sagen, dieses Mal für diese Bundestagswahl schließe ich mich den Nichtwählern an. Weil mir ist meine Freiheit auch wichtiger als beherrscht zu werden. Also bis zum nächsten Mal. Tschüss.