Ich lese derzeit „Was ist das Eigentum?“ von Pierre-Joseph Proudhon. Auch wenn ich etwas anders argumentieren würde, so kann ich seine Kritik am Eigentum durchaus nachvollziehen. Zugespitzt würde ich meine Argumentation mit folgender Frage beginnen: Wem gehört die Sonne?

Der Vorteil bei dieser Frage ist, dass sich die beiden klassischen Argumentationen für Eigentum sofort ausschließen lassen. Weder ist die Existenz der Sonne auf menschliche Arbeit zurückzuführen, noch wurde die Sonne in irgendeiner Weise von Menschen bearbeitet. Ebenso kann ausgeschlossen werden, dass jemand die Sonne durch Besetzung in Besitz nehmen konnte, da nach aktuellem Stand der Technik kein Mensch einen Aufenthalt dort überleben würde. Damit ist Eigentum auf Grund von Okkupation oder Arbeit ausgeschlossen.

Letztendlich lässt sich die Argumentation nun in zwei Richtungen fortsetzten. Wäre die Okkupation eine Grundlage für Eigentum und die Erde zunächst als besitzlos betrachtet, könnte die Erde grundsätzlich in Besitz genommen werden. Im Rahmen dieser Betrachtung arbeite ich lieber mit der Arbeitstheorie und betrachte Sonnen als Eigentümer der von ihnen erzeugten Produkte. Zur Vereinfachung gehe ich davon aus, dass unsere Sonne mit ihrer Entstehung das Eigentum an der Materie in unserem Sonnensystem von den anderen Sonnen übernommen hat und als ihr Stellvertreter fungiert.

Entsprechend der aktuellen astronomischen Theorien wurden alle Elemente welche schwerer sind als Wasserstoff/Helium von Sonnen erbrütet oder sind bei deren Explosion entstanden. Das Verhältnis der bisher von uns erzeugten Stoffe durch Fusion und Anreicherung im Vergleich zur Masse der Erde sind so gering, dass ich diese vernachlässigen werde. Entsprechend stammen die Ressourcen damit wir überhaupt in die Lage versetzte werden eine Arbeit verrichten zu können, zu 100 Prozent aus Sonnenaktivitäten. Dieses könnte sich ändern, wenn wir unseren Energiebedarf durch Wasserstofffusion decken. Ab dem Zeitpunkt würden wir ähnlich produzieren wie die Sonne, da wir dann ebenfalls auf den allgemein verfügbaren Wasserstoff zurückgreifen würden, welcher nicht von Sonnen geschaffen wurde.

Könnte eine Instanz plausibel machen, dass sie beim Urknall den Wasserstoff geschaffen hat und damit diesen als Eigentum beanspruchen, würden alle Sonnen wiederum ihr Eigentum an allem verlieren, da ihr Anteil von Arbeit im Verhältnis zu den genutzten Ressourcen wiederum verschwindend gering wäre. In der Hinsicht stünden die Sonnen zum Universum dann in der gleichen Position wie wir zu den Sonnen stehen. Solche extremen Darstellungen zeigen sehr schnell wie absurd es ist die Einbringung von Arbeit als Grundlage zu verwenden, um Eigentum an den verwendeten Ressourcen zu beanspruchen. Da letztlich keine Erzeugnisse geschaffen werden können ohne bestehende Materie zu verwenden wird nichts geschaffen was als Eigentum beansprucht werden könnte. Als einzige Ausnahmen könnte die Erzeugung von Wissen in Betracht kommen.

Da der Wasserstoff, welcher von der Sonne verbraucht wird, zunächst ein freies Gut war, kann sie die Produkte daraus zu 100 Prozent als ihr Eigentum ansehen. Die Erde ist somit im vollständigen Eigentum der Sonne. Womit sollten wir die Sonne bezahlen? Was könnten wir der Sonne als Gegenleistung geben, dafür, dass wir ihr Eigentum nutzen dürfen. Menschenopfer vielleicht?

Ebenfalls wäre zu klären, warum wir nicht ohnehin Eigentum der Sonne sind, so wie wir Pflanzen und Tiere zu unserem Eigentum deklarieren, obwohl wir zu deren Existenz noch weniger beitragen als die Sonne zur unsrigen. Auch für Maschinen und insbesondere für deren Erzeugnisse ist die Frage wer dabei Eigentum woran erwirbt und auf welcher Grundlage. Ich möchte an dieser Stelle keine Diskussion darüber beginnen, welche menschliche Besonderheit auf der einen Seite uns dazu befähigen soll Eigentum haben zu können und auf der anderen Seite festlegt, dass Menschen kein Eigentum sein können, dürfen oder sollen.

Ich möchte an dieser Stelle die Ausführungen beenden und überlasse es dem Leser darüber nachzudenken inwieweit Eigentum grundsätzlich mit Freiheit unvereinbar ist.